ZusammenfassungHerkunftsbedingte Disparitäten und ungleiche Bildungschancen von Schüler*innen aus Familien mit Migrationsgeschichte charakterisieren insbesondere die Gelenkstellen des Bildungssystems, wie den Schuleintritt und den Übertritt von der Grundschule auf eine weiterführende Schule. Diese Transitionen werden in der vorliegenden Studie aus der Perspektive von Eltern mit Migrationsgeschichte betrachtet. Diese skizzieren, im Sinne eines Participatory Research Approachs, mittels der Critical Incident Technique bedeutsame Ereignisse, die sie in diesen Übergangsphasen ihrer Kinder erlebt haben. Eltern schildern die Transitionen geprägt von leistungs- und verhaltensbezogenen Zuschreibungen gegenüber ihren Kindern wie auch ihren eigenen Erziehungspraktiken. Die besondere Tragweite liegt darin, dass diese Zuschreibungen die Bildungsbiografie ihrer Kinder von Beginn an begleiten, beginnend in der Einschulungsphase vor dem Schuleintritt über die ersten Tage und Wochen nach Schulbeginn bis zum Übertritt in eine weiterführende Schule. Ein Teil der Eltern berichtet, dass der angestrebte Bildungsweg letztendlich verwirklicht werden konnte. Zuschreibungen haben allerdings selbst bei formal gelungenen Transitionen weitreichende Folgen. Eltern und Kinder leiden langanhaltend unter Gefühlen von Demütigung sowie unter Verunsicherung, Ängsten und emotionaler Erschöpfung. Diese Ergebnisse gehen über den Diskurs zu sekundären Herkunftseffekten hinaus. Bildungserfolg bzw. das Gelingen von Transitionen darf nicht nur an der Übertritts- oder Rückstellungsquote gemessen werden – daran, ob der Übergang formal gelingt oder nicht. Es bedarf, auch bei formal gelungenen Übergängen, Indikatoren wie Wohlbefinden von Kindern und Eltern, soziale Integration und Fähigkeiten, Freundschaften zu schließen etc. Solche Indikatoren sind nicht nur direkt im Übergang, sondern mit Blick auf die leistungsbezogene und soziale Entwicklung der Kinder längerfristig zu verfolgen.