Die Jahrestagung des Forum Privatheit im November 2019 hat das Thema "Aufwachsen in überwachten Umgebungen" in Deutschland erstmals interdisziplinär aufgegriffen. Dabei zeigte sich eine Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen und politischen Orientierungs-und Steuerungsbedarf einerseits und der wissenschaftlichen Forschung an der Schnittstelle von Theorie und Praxis andererseits.Mit dem Aufkommen überwachungsbasierter Medientechnologien von Smart Toys, Babysitter-Kameras im Teddybär bis hin zu Sprachassistenzsystemen wie Alexa, individualisierte Lernsoftware, Tracking-Apps oder Videoüberwachung in der Kita, stellt sich die Frage, was Privatheit von Kindern heute ausmacht: Bedarf es bei Kindern anderer Konzepte als bei Erwachsenen? Wie können sie den Schutz ihrer Daten im Altersverlauf steuern? Und wer trägt die Verantwortung? Dieser Beitrag analysiert das Recht von Kindern auf Privatheit mit Blick auf digitale Umwelten, bezieht sich auf aktuelle empirische Daten und leitet daraus Forderungen an Politik und Medienregulierung, den Bildungsbereich sowie mediale Anbieter ab. Ziel des Beitrags ist es außerdem, einen gesellschaftlich-politischen Diskurs anzustoßen, Anforderungen für die Praxis zu formulieren sowie weiteren Forschungsbedarf aufzuzeigen. Unsere Kernthese ist: Die Rechte von Kindern in digitalen Handlungswelten müssen stärker durchgesetzt und berücksichtigt werden. Dazu gehören explizit das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, der Datenschutz, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und ein geschützter Privatbereich. Demokratische Freiheits-und Gleichheitsrechte sollen Kindern eine offene Zukunft ermöglichen. Da Kindheit eine besonders verletzliche Entwicklungsphase ist und sich wichtige Fähigkeiten erst noch ausbilden, bedürfen Kinder eines umfassenden Schutzes durch Fürsorgetragende und 1.