Insbesondere für die Fremdsprachendidaktik spielen Virtual Exchanges (VE) bereits seit Jahrzehnten eine Rolle. Die Evaluationen von Lehr- und Lernszenarien mit VE an Schule und Universität im Kontext der Fremdsprachendidaktik zeigen, dass der Einsatz von VE kommunikative und interkulturelle Kompetenzen fördert. Für religiöse Bildungsprozesse sind die Potenziale von VE bislang kaum bestimmt worden. Um den Diskursanschluss als Desiderat zu bearbeiten und mögliche Potenziale für religiöse Bildung aufzuzeigen, werden die pädagogischen Diskurse um VE rezipiert und religionspädagogisch reflektiert. Aufgezeigt wird, dass Themenfelder, die tendenziell konfliktträchtig sind, sogenannte serious issues, sich für die Gestaltung von Lernsettings mittels VE nachdrücklich anbieten. Exemplarisch wird (religiöse) Bildung für nachhaltige Entwicklung als ein Themenkomplex ausgewiesen, der sich, u. a. aufgrund seiner globalen sowie nationalen Relevanz, eignet. Abschließend werden mögliche Potenziale und Herausforderungen von VE für religiöse Bildung in der Formulierung von vier Thesen gebündelt, die sich einer weiteren Erschließung empfehlen: (1.) Die Förderung von Sprachsensibilität, (2.) die Anschlussfähigkeit an die Tradition des interreligiösen Begegnungslernens, (3.) die Anschlussfähigkeit an die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030 der UN) sowie (4.) die notwendige Erweiterung um eine kritische Dimension mit Blick auf Machtstrukturen im digitalen Raum mittels VE in religiösen Lehr- und Lernprozessen.