Zusammenfassung
Hintergrund
Inanspruchnahme und Ausgaben gehören zu den wichtigsten Kenngrößen von Versorgungssystemen. Sie erlauben auch Rückschlüsse auf die Ausrichtung der praktizierten Zahnmedizin.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Übersicht ist es, den Status quo der Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung in Deutschland und der diesbezüglichen Ausgaben anhand vorhandener Routinedaten aus der vertragszahnärztlichen Versorgung zu beschreiben.
Material und Methoden
Die zugrunde liegenden Analysen wurden den jährlichen Zahnreporten der gesetzlichen Krankenkasse BARMER entnommen. Sie basieren auf deutschlandweiten Abrechnungsdaten von 2010 bis 2018.
Ergebnisse
Die Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen liegt in Deutschland mit jährlichen Raten um 70 % überdurchschnittlich hoch. Für Füllungen lag die Inanspruchnahmerate 2018 in den Altersgruppen zwischen 30 und 79 Jahren durchgehend um 30 %, für Neueingliederungen von Zahnersatz und Zahnkronen in den Altersgruppen von 55 bis 84 Jahren bei mindestens 10 %. Im Bereich der Prävention war ein kontinuierlicher Anstieg für Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern zu verzeichnen (31,9 % in 2010, 35,2 % in 2018). Bei individualprophylaktischen Maßnahmen bei 6‑ bis 17-Jährigen war kein klarer Trend erkennbar (64,0 % in 2010, 65,4 % in 2018). Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkasse stiegen moderat.
Diskussion
Durch die hohe Inanspruchnahme sind gute Voraussetzungen für eine präventionsorientierte Zahnmedizin gegeben. Wenn auch eine positive Tendenz zu einer leicht steigenden Inanspruchnahme präventiver Leistungen erkennbar ist, bildet sich im Versorgungsgeschehen nach wie vor eine mehrheitlich auf invasive Intervention orientierte Zahnmedizin ab. Als sinnvolle Instrumente zur Umsetzung eines substanziellen Paradigmenwechsels können unter anderem eine weitere Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und präventionsfördernde Anreize angesehen werden.