ZusammenfassungDer Beitrag beschäftigt sich mit verschiedenen kommunikativen Formaten und Medien von Erinnerungen an Inhaftierungen in der DDR. Der Bezug auf körperliche Misshandlung ist das Gemeinsame, was diese verschiedenen Formate miteinander verbindet und die soziologische Frage motiviert, wie Körper den sozialen Sinn des Erinnerns mitgestalten und die Selektivität von Erinnerungen in der Kommunikation steuern. In diesem Beitrag werden diese Fragen empirisch anhand vielfältiger historischer Dokumente des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und anhand von Erinnerungen damaliger Zeitzeugen beantwortet und mithilfe der Analyse rekonstruktiver Gattungen beschrieben. Zwischenleiblichkeit erweist sich dabei als konstitutive Voraussetzung für Intersubjektivität und wechselseitiges, körperlich vorstrukturiertes Verstehen. Vor diesem Hintergrund werden Formen verletzter Körper als Teil einer Struktur der Verständigung sichtbar, die es den Betroffenen ermöglicht, gegen Normalisierungstendenzen von Verhaftungssituationen zu intervenieren. Verkörpertes Erinnern an Verhaftungssituationen stellt somit kommunikative Anschlussmöglichkeiten bereit, um nicht nur Erinnerungen zu artikulieren, sondern auch gesellschaftliche Kritikfähigkeit, kollektive Anerkennung und politischen Wandel zu ermöglichen.