ZusammenfassungStress aufgrund von Elternschaft wirkt sich nicht nur negativ auf die Betroffenen
selbst, sondern v. a. auch nachteilig auf die psychische und
körperliche Gesundheit ihrer Kinder aus, was reziprok die Belastung im
Sinne eines Teufelskreises erhöht. Elterlicher Stress scheint ein
negativer Faktor für die psychische Gesundheit auch im Rahmen der
Covid-19 Pandemie zu sein. Daher kommt einer reliablen und validen Erfassung der
elterlichen Stressbelastung sowohl wissenschaftlich als auch klinisch-praktisch
eine hohe Bedeutung zu. Die 18 Items umfassende Parental Stress Scale (PSS) ist
aufgrund ihrer Anwendungsökonomie und soliden psychometrischen Kennwerte
international gut etabliert. In dieser Studie wurde die deutsche Version der PSS
erstmals an Eltern (n=386) von Kindern unter 16 Jahren aus einer
repräsentativen Allgemeinbevölkerungsstichprobe (n=2519)
mit einem Fokus auf der Faktorenstruktur teststatistisch evaluiert. Mittels
konfirmatorischer Faktorenanalyse konnten die in der internationalen Literatur
berichteten Modelle nicht bestätigt werden. Eine explorative
Faktorenanalyse legte unter Ausschluss eines Items eine zweifaktorielle
Lösung mit den Dimensionen ‚Mangel an Zufriedenheit‘
sowie ‚Sorgen und Belastungen‘ nahe. Beide Subskalen zeigten
eine gute interne Konsistenz mit Werten für McDonalds
ω≥0,87. Entgegen den Annahmen fanden sich keine relevanten
Zusammenhänge zwischen der um ein Item gekürzten Gesamtskala
(PSS-17) einschließlich der Subskalen und soziodemographischen
Merkmalen, jedoch hypothesenkonforme Assoziationen mit familiärer
Dysfunktion sowie aktueller Depressivität und Ängstlichkeit.
Obwohl mit der deutschen Version der PSS Stressbelastung durch Elternschaft
anwendungsökonomisch, ausreichend reliabel und valide erfasst werden
kann, legen die Befunde zur faktoriellen Validität nahe, dass das
Verfahren der Multidimensionalität des zugrundeliegenden Konstrukts nur
bedingt gerecht wird. Dieser Aspekt ist bei der klinischen und
wissenschaftlichen Anwendung einschränkend zu
berücksichtigen.