Die erkenntnistheoretischen Säulen und praxeologischen Grundorientierungen systemischen Arbeitens

„Love me tender, love me sweet, but don’t touch me too deep” – „Borderliner*innen” und ihre Angehörigen

“…Es ist tatsächlich möglich und hinsichtlich einer systemischen Haltung sogar grundlegend, auch vor dem Hintergrund einer BPS nicht die Annahme des Dysfunktionalen und des Defizits („nicht können“ vs. „nicht wollen“) als Ausgangshaltung vorwegzunehmen, sondern die Beziehungsebene im therapeutischen Raum in den Vordergrund zu heben und im Sinne einer für gelingende Selbstorganisationsprozesse hilfreichen affektiven Rahmung auszugestalten. Das ist herausfordernd, aber machbar ( 15 ): Eine ressourcen-orientierte Haltung i. S. von Offenheit, Neugier, Nicht-Wertung gepaart mit der Ausrichtung auf die Besonderheiten, Stärken und Kompetenzen des/der Betroffenen können dazu einladen, implizit das Bindungsstärkende, das Vertrauen und das Versöhnliche im interpersonalen Raum zu nähren.…”

“…Die praxeologische Grundorientierung der Lösungs- und Ressourcenorientierung ( 15 ) wird auch im Kontext der Therapie von BPS konsequent und fokussiert entfaltet, etwa indem das Kalkül „Probleme sind Lösungen“ ( 16 ) auch auf die interaktionellen Auswirkungen der Borderline-spezifischen Organisation von Ambivalenz angewendet wird. Funktionalitäten und „gute Gründe“ werden hierfür im familientherapeutischen Diskurs extensiv exploriert: „Im systemischen Ansatz werden Symptome, die in Zusammenhang mit der Diagnose Borderline auftreten, als Lösungsversuche für aktuelle und strukturelle Problemkonstellationen angesehen.“ ( , S. 36)…”

Multifamilientherapie bei Essstörung am Beispiel der Bulimia Nervosa

“…Der systemische Ansatz nimmt interpsychische Interaktions-und Kommunikationsmuster in den Blick und bemüht sich diese mittels verschiedener Modelle, Methoden und Techniken zu erkennen, zu verstehen und zu verändern [17].…”

“Can’t go with my heart, when I can’t feel what’s in it”

“…Auch wenn es Überschneidungen zwischen beiden gibt, so erscheint es gerechtfertigt, diese beiden erkenntnistheoretischen Standbeine separat bezüglich ihrer Implikationen für die systemische Praxis in den Blick zu nehmen: Denn es gibt konstruktivistische Ansätze, die komplett ohne Systemtheorie auskommen, und systemtheoretische Perspektiven, die sich explizit vom Konstruktivismus distanzieren. Ausgehend von diesen beiden epistemologischen Säulen wurde eine Systematik sechs praxeologischer 1 Grundorientierungen systemischen Arbeitens vorgeschlagen (Ochs 2020); Lösungs-und Ressourcenorientierung, Kontext-und Musterorientierung, Kunden-und Auftragsorientierung, Kooperations-und Beziehungsorientierung sowie Neugier-und Kreativitätsorientierung und Allparteilichkeit-und Neutralitätsorientierung. Was das Konzept der Emotionen angeht, wird im Weiteren eine breite, umfassende sowie dynamische Definition zugrunde gelegt werden, wie sie Luc Ciompi (1982) entworfen hat.…”