Auf zwei groge Teilbereiche verteilen sich die Lebensgemeinschaften des Meeres: Plankton und Nekton, ebenso auch die quantitativ weniger ins Gewicht fallenden Artengefuge von Pleuston und Neuston. Sie besiedeln als Schwimmer und Schweber die beinahe endlosen Freiwasserraume der Ozeane, wahrend ein nach Artenzahl ungleich reicheres Benthos auf dem oder im Meeresboden lebt [l-31.Von festlandischen Lebensraumen kennt man nur ortsfest im Boden verwurzelte Pflanzen und vollig frei bewegliche Tiere mit groi3erem Aktionsradius. Im Vergleich dazu erweist sich das Meer als eine ,,verkehrte Welt". Hier finden sich aus den unterschiedlichsten Verwandtschaftsgruppen festgewachsene Einzeltiere oder Tierkolonien (sedentare oder sessile Arten), andererseits aber auch frei umherdriftende Pflanzen respektabler Abmessungen [3, 41.Noch ein bemerkenswerter Unterschied besteht zu den meisten terrestrischen Lebensraumen: Wahrend in einer Wiese die Organismen wohlgeordnet nebeneinander leben und es allenfalls in den Waldokosystemen kleinere Organismengruppen auf die Baume treibt, geht es in den marinen Benthosbiozonosen drunter und druber: Pflanzen besiedeln Tiere, und Tiere verankern sich auf Pflanzen. Dazu gibt es auch Pflanze-Pflanze-Wohngemeinschaften undanalog zu den Bremer Stadtmusikantenfestgefugte Tier-Tier-Assoziationen. Solche interspezifischen Wohnund Lebensgefiige bilden den Hintergrund fur die folgenden Felduntersuchungen, die etwa im Rahmen von Leistungskurs-oder Studentenexkursionen durchgefuhrt werden konnen.
Besondere VorliebenAufwuchsformen und vergleichbar aufsassige Arten nennt man ublicherweise Epiphyten oder Epizoen. Da begrifflich nicht (immer) klar zu entscheiden ist, ob der Terminus Epiphyt eine auf einem Tier (gehause) wach-156 Siedler auf lebendem Substrat sende Alge oder eine am Tang verankerte Tierkolonie meint, ist den Positionsbezeichnungen epiphytisch (auf einer Tragerpflanze) beziehungsweise epizoisch der Vorzug zu geben. Zweifellos kommt bei den Benthosbiozonosen sehr haufig die freie Wahl des Sitz-oder Stehplatzes auf einer anderen Art, dem Basisorganismus, vor. Nicht selten treten aber auch besondere Vorlieben zutage, die sogar bis zur totalen Abhangigkeit steigerungsfahig sind. Die nahezu schwarzpurpurne, enorm dichtbuschelige Rotalge Polysiphonia lanosa kommt an europaischen Atlantikkusten nur auf dem Knotentang (Ascophyllum nodosum) vor und ist ihrerseits ausschliegliche Wuchsunterlage der gestaltlich stark reduzierten Rotalge Calocolax polysiphoniae. Der kleine Stachelpolyp Hydractinia echinata iiberzieht mit seinen Kolonien nur solche Schneckengehause, die von einem Einsiedlerkrebs bewohnt werden. Welche Grunde im einzelnen fur eine festgelegte Substratwahl ausschlaggebend sind, ist in den meisten Fallen noch nicht geklart. Safari auf dem Sagetang Augerst ergiebige und artenreich besetzte Objekte fur Aufwuchsuntersuchungen sind der weit verbreitete Sagetang (Fucus serratus) sowie Haftkralle und Stielabschnitt des Palmentangs (Laminaria hyperborea). Der Sagetang ist die Leitform des unteren Eulit...