Mit der Eröffnung des Gedenk-und Informationsortes in der Berliner Tiergartenstraße 4 im September 2014 erhalten die etwa 300 000 in der NS-Zeit ermordeten psychisch kranken und geistig behinderten Menschen nach langer Zeit der Verdrängung und des Vergessens einen Platz in der Erinnerungskultur unseres Landes. Dabei steht das nationalsozialistische "Euthanasie"-Programm in einem engen Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg. Am 1. September 1939 begann die nationalsozialistische Führung nicht nur einen Krieg nach außen, sondern auch einen Krieg nach innen gegen die ökonomisch "unbrauchbaren" und als "rassisch und erbbiologisch minderwertig" angesehenen Teile der Bevölkerung. Zu den ersten Opfern des "Euthanasie"-Programms zählten die polnischen Psychiatriepatienten in den besetzten Gebieten, insgesamt mindestens 17 000 Menschen. Auch nach dem Überfall auf die Sowjetunion ermordeten SS-Einsatzkommandos zusammen mit Wehrmachtseinheiten Zehntausende von Psychiatriepatienten, um die Anstalten für Zwecke der Besatzungsmacht nutzen zu können. Dieser Beitrag untersucht das Verhältnis von Krieg und Krankenmord und erinnert an die weiterhin oft vergessenen Opfer des nationalsozia-listischen Vernichtungskriegs in Polen und der Sowjetunion.