ZusammenfassungDie Psychiatriereformen Großbritanniens und Italiens wurden viel
diskutiert. Kürzliche Publikationen erlauben eine vergleichende
Reflektion. In England begann der Prozess früher, erfolgte
kontinuierlich, in den letzten Jahrzehnten wurden die Komponenten
Deinstitutionalisierung und gemeindepsychiatrische Ausrichtung durch
Nutzerbeteiligung, Management, Evidenzbasierte Medizin und Leitlinien sowie
Budgetkürzungen ergänzt. Die Paradigmen jeweiligen
Regierungshandelns sind erkennbar. In Italien begann der Reformprozess
später, verlief disruptiver, war durch Basaglia und eine
poltisch-zeitgeschichtliche Konstellation geprägt. Die italienische
Reform zeigt Kontinuität, Defizite werden diskutiert, die Reform hat
sich historisch bewährt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede (GB vs I)
werden verdeutlicht, eine sozialgeschichtliche Einordnung wird vorgeschlagen, um
psychiatrische Reformen als Teil von Vergesellschaftungsprozessen zu begreifen.
Dies ist wichtig, um Allianzen zur Weiterentwicklung psychiatrischer Versorgung
identifizieren und gestalten zu können.