Disproportionalität und ihre Folgen Die Mehrheitswahlkomponente des deutschen Wahlsystems * Kurzfassung Der Beitrag untersucht, wie in der Mehrheitswahlkomponente des deutschen Wahlsystems (Erst-)Stimmen in (Direkt-)Mandate übersetzt werden. Während sich generell das bekannte Muster einer disproportionalen, der bekannten Kubusregel folgenden Übersetzung von Stimmen in Sitze ergibt, zeigt sich doch auch eine Besonderheit, die dem deutschen Mischwahlsystem geschuldet ist: Da die Zahl der Wahlkreisparteien nicht gleich zwei ist, da also Duvergers Gesetz blockiert ist, reichen Erststimmenanteile von deutlich unter 50 %, um eine hohe Anzahl von Wahlkreisen zu gewinnen. Im Mittelpunkt des Aufsatzes stehen die Folgen der Disproportionalität, insbesondere die Auswirkungen auf die interne Zusammensetzung der großen Regierungs-und Oppositionsfraktion nach Listen-und Direktkandidaten, auf die Nominierungsstrategien der Parteien und auf die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von Überhangmandaten. * Eine frühere Version dieses Aufsatzes wurde im Political Economy Seminar der Universität Essex vorgestellt. Ich danke allen Diskussionsteilnehmern, insbesondere Vera Troeger und Thomas Plümper, für hilfreiche Kommentare. Ich bin ebenfalls zwei anonymen Gutachten der Zeitschrift für Politikwissenschaft für ihre hilfreichen Gutachten dankbar. Dank auch an Nick Borgwardt für Hilfe bei der Kubusregel-Funktion.