Zeitschr. fur angtw. s92 Fresenius: Neuere Indikatoren I Chemie, 42. J. 1929 behandelte Thema spielend zu bewaltigen und demselben neue, oft iiberraschende Seiten abzugewinnen. Der Zauber seiner Personlichkeit wirkte auf alle, die mit ihm in Beriihrung kamen, es war die Genialitat, die aus seinem ganzen Wesen hervorleuchtete und unwillkiirlich zur Bewunderung zwang."Auch manche Damen der Bonner Universitatskreise, (zu ,denen meine Schwester zugezogen war), durfieri sich dieses Zaubers erfreuen, wenn er, wie es bisweiIen geschah, entgege.11 der ldamaligen Indififereiiz gegen hohers Frauenbil'dung, fur sie eins Reihe von Vorleeungen veranstaltete. Einmal sprach er dabei iiber die bleichenlden Eigenschaften ides Chlors und schickte sich an, diese in der Weise zu zeigen, daD eres war im Januareinen StrauD von prachtigen, in seinem Treibhaus gezogenen Rosen in ein mit Chlordampfen gefiilltes GefaD einfiihren wollte. Als aber, wie er erwartet, ein allgemeines ,,Ach, wie schalde" erscholl, nahm er hiervon lachelnd Abstanld, trennte mit einem kleinen Schnitt den Bindfaden auf, und der StrauD zerfiel in lauter einzelne fertig hergerichtete kleinere und groDere StriiuDe, die er dann verbindlich an 'die Damen verteilte.Liebenswiirdig und humorvoll verstand er auch, seine amtlichen geselligen Verpflichtungen zu erfiillen. Lebhaft erinnere ich mich seines wiirdigen Auftretens als Gastgeber, wis er als Rektor der Universitat eine Festlichkeit in Rolandseck veranstaltete und seine Gaste mit Extradampfer dort hinfiihrte. Unter diesen Gasten befanden sich auch zwei Stndenten beson'derer Art: ,der damalige Prinz Wilhelm, spater Kaiser Wilhelm 11, deli er durch Privatvorlesungen in 'das Wesen der Chemie einfiiihrte, und der kurzlich verstorbene letzte GroDherzog (damals Prinz) Friedrich von Baden.In gleich wiirdevoller Weise liebte er seine Amtspflichten als Dekan bei Promotionen zu erfiillen, die, wie damals noch iiblich, mit allem akademischen Pomp vor zahlreicher Zuhorerschaft in der Aula erfolgten. Man hatte zunachst aufgestellte Thesen gegen drei offizielle Opponenten und dann gegen eventuelle Angriffe aus sder Korona ,zu verteidigen, welch letzteres mir bei meiner Promotion auch nicht erspart blieb. Ich stand dabei auf einem untern, der Dekan in voller Amtstracht auf esinem dariiber befindlichen Katheder. Dann lud K e k u 1 6 als Dekan den Doktoranden ein, zu ihm auf das obere Katheder heraufzusteigen und brachte ihm unter Handschlag seine Gluckwiinsche dar. Dadurch, dai3 er auch noch die Personlichkeit ides jungen Doktors und seine Zukunftsaussichten offentlich wiirdigte, gestaltete sich die Feierlichkeit zu einem unvergeDlichen Eindruck.Ein lanlderes Bild: Bekanntlich wurde K e k u 1 6 im Jahre 1875 als Nachfolger L i e b i g s nach Miinchen be-rufen, lehnte aber ab. Als er bei dem festlichen Fackelzug der Studentenschaft vom Balkon des che'mischen Instituts zu dieser sprach, sagte er launig, er habe die Berufung u. a. deswegen abgelehnt, weil er kein ,,Hofmann" sei. Diese Anspielung auf seinen hervorragenden chemischen ...