ZusammenfassungZur Diagnose schmerzhafter Veränderungen im Bereich der Metakarpalregion stellt die hohe 4-Punkt Anästhesie eine bedeutsame Untersuchung dar. Dabei ist es üblich, die Leitungsanästhesie des oberflächlichen (Nn. palmares medialis et lateralis) und des tiefen Anteils (Nn. metacarpei palmaris medialis et lateralis) des diagnostisch relevanten Nervensystems simultan zu anästhesieren. Es stellte sich die Frage, ob eine weitergehende Differenzierung der schmerzhaften Lokalisation durch eine gesonderte Anästhesie des oberflächlichen Systems einerseits und des tiefen Systems andererseits möglich ist. Zur Beurteilung der Diffusion des Lokalanästhetikums wurden einerseits in vivo Untersuchungen mit Röntgenkontrastmittel über den Verlauf von 30 Minuten untersucht und andererseits am Präparat Injektionen mit gefärbtem Lokalanästhetikum durchgeführt, die anschließend anhand von Gefrierschnitten ausgewertet wurden. Es wurde keine signifikante Verände-rung der Verteilung des Röntgenkontrastmittels über eine Zeit von 30 Minuten an der Lokalisation des oberflächlichen und des tiefen Systems festgestellt. Die in vitro Injektionen an das oberflächliche System mit gefärbtem Lokalanästhetikum zeigten in keinem der untersuchten Fälle eine farbliche Anreicherung im Bereich des tiefen Nervensystems. Zudem wurden klinische und bildgebende Befunde von lahmen Pferden (n=59) analysiert, bei denen die Anästhesie des oberflächlichen oder des tiefen Systems in der proximalen palmaren Region des Metakarpus (hohe 4-Punkt Anästhesie) positiv ausfiel. Dabei wurde zunächst das oberflächliche System anästhesiert (2 x 2ml 2%ige Mepivacain-Lösung subfaszial). Bei negativem Ausfall erfolgte die Anästhesie des tiefen Systems (2 x 2 ml 2%ige Mepivacain-Lösung). Nach positivem Ausfall der so durchgeführten hohen-4-Punkt Anästhesie wurden ergänzende bildgebende Verfahren (Sonographie, Röntgen) zur Diagnosesicherung eingesetzt. Bei positivem Ergebnis der Anästhesie des oberflächlichen Systems wurden folgende Diagnosen gestellt: Desmitis des Ansatzes des M. interosseus an den Gleichbeinen, Tendovaginitis der Fesselbeugesehnenscheide, Desmitis des Unterstüt-zungsbandes der tiefen Beugesehne, Tendopathie der oberflächlichen bzw. tiefen Beugesehne. Fiel dagegen erst die Anästhesie des tiefen Systems positiv aus, wurde in 92% der Fälle eine Insertionsdesmopathie des M. interosseus diagnostiziert. Fehlinterpretationen sind bei der Leitungsanästhesie des tiefen Systems nach Punktion und Anästhesie des Karpometacarpalgelenkes möglich. Im Gegensatz zum üblichen Vorgehen erlaubt die zeitversetzte Anästhesie der Nn. palmares und der Nn. metacarpei palmaris eine differentialdiagnostische Abgrenzung der Insertionsdesmopathie des M. interosseus von Tendopathien der Beugesehnen und Erkrankungen der Fesselbeugesehnenscheide.Schlüsselwörter: diagnostische Anästhesien, Pferd, hohe Vierpunkt Anästhesie, Leitungsanästhesie, Lahmheit, Diagnostik, hohe Palmarnervenanästhesie Differentiation of lameness diagnostic by a modified high 4 point nerve blockThe high 4-p...