Zusammenfassung
Hintergrund
Systematische und vergleichende Analysen der Tätigkeiten des ärztlichen und pflegerischen Personals in der Notaufnahme fehlen für den deutschsprachigen Bereich.
Ziel der Arbeit
Analyse der Aktivitäten des pflegerischen und ärztlichen Personals einer Notaufnahme sowie der Anteile direkten Patientenkontakts und stündlicher Tätigkeitswechsel.
Material und Methoden
Tätigkeitsanalysen auf Basis teilnehmender Beobachtungen (je 90 min) bei Pflegekräften und Ärzt*innen einer interdisziplinären Notaufnahme eines süddeutschen Krankenhauses der Maximalversorgung. Beobachtete Tätigkeiten wurden anhand eines Klassifikationssystems mitsamt Zeitdauern kodiert. Insgesamt wurden 160 Einzelbeobachtungen (mit einer Gesamtzeit von ca. 240 h) durchgeführt; 99 bei Pflegekräften sowie 61 bei Ärzt*innen.
Ergebnisse
Notaufnahmeärzt*innen arbeiten 30 % ihrer Zeit in direktem Patientenkontakt, Pflegekräfte hingegen 44 %. Für die Einzeltätigkeiten entfielen die größten Zeitanteile ärztlicher Tätigkeit auf Dokumentation und Schriftarbeit (29,3 %), interne Kommunikation mit Personal (16,9 %) sowie mit Patient*innen (13,6 %). Pflegekräfte verwenden die meiste Zeit auf therapeutische und Behandlungsaktivitäten (27,6 %) sowie interne Kommunikation (17,9 %). Diese Tätigkeiten waren stark fragmentiert: Im Durchschnitt erfassten wir 41,3 Einzeltätigkeiten pro Stunde mit einer durchschnittlichen Dauer von 1,5 min. Pflegekräfte hatten signifikant kürzere Tätigkeitsdauern als Ärzt*innen (F[df = 1] = 4,5; p = 0,04). Tätigkeitsspezifische Analysen ergaben weitere Professionsunterschiede.
Diskussion
Unsere Ergebnisse liefern erstmalig fundierte Einsichten in die Verteilung und Dauer von ärztlichen sowie pflegerischen Tätigkeiten in der akutmedizinischen Versorgung in der Notaufnahme. Zukünftige Arbeiten sollten sich insbesondere einhergehenden Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und Beanspruchung des Personals wie auch der Sicherheit und Qualität der Versorgung widmen.