Obwohl die meisten Brustkrebserkrankungen in einem heilbaren Stadium diagnostiziert werden, kommt es bei etwa 20% der Frauen im Laufe ihres Lebens zu einem erneuten Auftreten an einer entfernten Körperstelle. Diese metastatischen Rezidive sind mit den derzeitigen Therapieansätzen nicht heilbar. In den letzten 10 Jahren wurden die biologischen Mechanismen, die diesen Rezidiven zugrunde liegen, aufgeklärt. Dabei wurde die Existenz einer minimalen Resterkrankung in Form von zirkulierenden Mikrometastasen und einer ruhenden Erkrankung, vor allem im Knochenmark, festgestellt. Heute stehen zahlreiche Technologien zur Verfügung, um minimale Resterkrankungen (minimal residual disease, MRD) nach einer Brustkrebsbehandlung zu erkennen. Nicht bekannt ist jedoch, wie diese Zellen am besten anvisiert und ausgerottet werden können und ob die Beseitigung nachweisbarer Erkrankungen vor der Bildung von offenen Metastasen das endgültige Fortschreiten und ein Versterben verhindern kann. Klinische Studien zur Überprüfung dieser Hypothese sind aufgrund der Seltenheit von MRD im Blut und Knochenmark schwierig, weshalb eine große Anzahl von Überlebenden untersucht werden muss, um potenzielle Teilnehmer an einer Studie zu identifizieren. Durch Screening-Untersuchungen mit prognostischen molekularen Instrumenten könnten Patientinnen identifiziert werden, bei denen eine MRD am wahrscheinlichsten ist, wobei die Beziehung zwischen diesen Prädiktoren und dem Nachweis von MRD jedoch noch nicht definiert ist. Weitere Herausforderungen sind das Fehlen eines definitiven Tests für MRD mit nachgewiesenem klinischem Nutzen, Schwierigkeiten bei der Auswahl potenzieller Interventionen aufgrund des begrenzten Verständnisses der Biologie der MRD und die emotionale Belastung durch den Nachweis von MRD bei Patientinnen, die eine definitive Behandlung abgeschlossen haben und keine Anzeichen einer offenen metastatischen Erkrankung aufweisen. Diese Übersichtsarbeit bietet einen Strategieplan für die Bewältigung dieser Herausforderungen bei der Konzeption und Durchführung von klinischen Interventionsstudien, die darauf abzielen, die MRD zu eliminieren und letztlich eine metastatische Erkrankung zu verhindern, um die Überlebensrate bei dieser Erkrankung zu verbessern, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Spätrezidiven bei Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs liegt.