ZusammenfassungEine 5,5 Jahre alte Alpakastute wurde aufgrund einer Lahmheit hinten rechts an die Universitätsklinik für Wiederkäuer überwiesen. Vorberichtlich war bereits vor ca. 6 Monaten eine systemische antibiotische Therapie über mehrere Tage durchgeführt worden, worauf sich das Gangbild verbesserte und die Lahmheit kaum noch zu beobachten war. Zum damaligen Zeitpunkt gab es seitens der Tierhalter keinen Hinweis auf eine traumatische Ursache für diese Lahmheit. Bei der klinischen Aufnahmeuntersuchung zeigte sich kaudal des rechten Tuber coxae eine ca. 2 × 2 cm große, fluktuierende, nicht vermehrt warme, nicht schmerzhafte Umfangsvermehrung, welche zum darunterliegenden Gewebe hin verschieblich war. Zudem wurde eine mittelgradige, gemischte Lahmheit mit überwiegendem Anteil der Hangbeinkomponente am rechten Hinterbein diagnostiziert. Als weiterführende diagnostische Maßnahme wurde eine sonographische Untersuchung der rechten Gluteal- und Hüftgelenksregion durchgeführt, wobei hochgradige Knochenkonturveränderungen im Bereich des rechten Hüftgelenkes festgestellt wurden. Zur weiteren Abklärung wurde eine röntgenologische Untersuchung des Beckens vorgenommen. Unter Miteinbeziehung der klinisch festgestellten Fistelöffnung an der rechten Glutealregion und den Befunden der radiologischen Untersuchung wurde die Diagnose einer bereits seit längerem bestehenden infizierten Fraktur des rechten Darmbeines mit hochgradiger unregelmäßig verkalkter Kallusbildung und gering- bis mittelgradiger Osteomyelitis gestellt. Aufgrund der sonografischen und röntgenologischen Befunde wurde eine schlechte Prognose gestellt und der Patient euthanasiert. Zur weiteren Dokumentation und um das Ausmaß der pathologischen Veränderungen besser darstellen zu können, wurde zusätzlich eine computertomografische Untersuchung vom Becken und der Lendenwirbelsäule im Bereich L3–L6 durchgeführt. Zur finalen Abklärung wurde eine pathohistologische Untersuchung der festgestellten Knochenveränderungen sowie eine bakteriologische Untersuchung des Abszessinhaltes vorgenommen.Anhand des hier vorgestellten Falles wird ersichtlich, wie wichtig eine gründliche klinische und orthopädische Untersuchung und vor allem zusätzlich weiterführende Untersuchungen sind, da vor allem Neuweltkamele oftmals nur geringe klinische Symptome zeigen, obwohl Veränderungen bereits massiv ausgeprägt sein können.