Zusammenfassung
Ziel Ermittlung von aktuellen Informationen über Entwicklung und
Durchführung der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung
(ITB) sowie Verbreitung des Selektiven Trockenstellens (ST) in deutschen
Tierarztpraxen und Milchviehbetrieben. Zudem Darstellung von Unterschieden oder
Gemeinsamkeiten zwischen Tierärzten mit und ohne ITB in Bezug auf die
Anwendung von Verfahren zum ST.
Material und Methoden 600 Fragebögen wurden im Rahmen von 7
Fortbildungen an Nutztierpraktiker verteilt. Die Teilnahme war freiwillig und
anonym. Die Datenauswertung erfolgte mittels deskriptiver Statistik, linearer
und logistischer Regression.
Ergebnisse Der Rücklauf betrug 39,3% (n=236). Eine
ITB wurde von 54,2% (n=128) der Tierärzte
durchgeführt. Von 75% (n=177) der Tierärzte
wurden Verfahren zum ST angewendet. Dabei wurden verschiedene
Entscheidungskriterien auf Herden- (81,6%, n=142) und
Einzeltierebene (97,7%, n=172) genutzt. Eine Erfolgskontrolle
des Verfahrens wurde häufiger in Betrieben von Tierärzten mit
ITB (66%, n=66) als ohne ITB (41%, n=28)
durchgeführt. Je mehr Betriebe im Rahmen einer ITB betreut wurden, desto
höher war der Anteil der Betriebe, in denen selektiv trockengestellt
wurde. Eine steigende Chance auf eine gleichbleibende oder verbesserte
Eutergesundheit war mit ST-Betrieben assoziiert, in denen gleichzeitig eine ITB
durchgeführt wurde (OR: 1,025; p<0,05). Die Beratung bei
Problemen in der Trockenstehzeit (OR: 3,639; p<0,05), die
Häufigkeit, mit der Tierärzte die Landwirte (OR: 1,595;
p<0,05) und Landwirte die Tierärzte auf ST ansprachen (OR:
1,538; p<0,05), sowie die Beratungshäufigkeit zum
Trockenstellmanagement (OR:1,608; p<0,05) hatten einen positiven
Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, ob ST in einem Betrieb durchgeführt
wurde und ob dies erfolgreich war.
Schlussfolgerungen Sowohl ITB als auch ST sind nach vorliegenden Daten
etablierte Bestandteile der tierärztlichen Tätigkeit in
Rinderpraxen. Das ST wird in der Praxis zum Teil im Rahmen kontrollierter
Verfahren mit Erfolgskontrolle umgesetzt. Die Durchführung einer ITB war
positiv mit der Anzahl der Betriebe assoziiert, in denen selektiv
trockengestellt wurde, und mit dem Eutergesundheitsstatus, wenn in einem Betrieb
ITB und ST kombiniert durchgeführt wurden. Beratungsangebot und
-häufigkeit der Tierärzte haben einen wesentlichen Einfluss auf
eine Antibiotikareduktion durch ST.