ZusammenfassungKognitive Störungen sind ein häufiger Begleiter chronisch verlaufender Epilepsieerkrankungen. Neben der anfallssupprimierenden Wirkung weisen aber auch Neurostimulationsverfahren in der Behandlung von therapierefraktären Epilepsien Begleiteffekte auf die kognitive Leistung auf. Die meisten Daten liegen für die Vagusnervstimulation (VNS) vor, die eine positive Wirkung auf das verbale Gedächtnis hat. Dieser Effekt ist ausgeprägter bei Kindern als bei Erwachsenen und geht mit einer Verbesserung der Konzentration und der schulischen Leistung einher. Die tiefe Hirnstimulation (THS) des anterioren Thalamuskerns führt zu keinen anhaltenden kognitiven Störungen im Langzeitverlauf. Gleichzeitig können THS und responsive Neurostimulation (RNS) eine weitere Verschlechterung der zum Zeitpunkt der Implantation vorbestehenden Gedächtnisstörungen bewirken, so dass eine entsprechende Patientenselektion erforderlich ist. Während die Datenlage für die trigeminale Nervenstimulation und transkranielle Magnetstimulation noch unzureichend ist, scheint die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ein vielversprechendes Verfahren bezüglich positiver kognitiver Begleiteffekte zu sein. Die kathodale tDCS geht nach den aktuellsten Studiendaten nicht mit einer Verschlechterung der kognitiven Leistung einher. Insgesamt sind die neurostimulativen Verfahren bei Epilepsie hinsichtlich ihrer positiven Begleiteffekte auf die kognitive Leistung vielversprechend. Vom besonderen Interesse sind auch die neuen Verfahren der fokalen kortikalen Stimulation (z. B. „epicranial application of stimulation electrodes for epilepsy“, EASEE), die in weiteren Studien mit größeren Patientenzahlen untersucht werden sollen.