Hintergrund: Erwartungen können den tatsächlichen Verlauf einer medizinischen Behandlung beeinflussen - im positiven wie im negativen Sinne (Placebo- bzw. Nocebo-Effekt). Anhand zweier Fallberichte wird eine psychologische Kurzzeitintervention vorgestellt, die für Patientinnen mit Brustkrebs zu Beginn der Antihormontherapie konzipiert wurde («Antihormonelle Therapie erfolgreich meistern», ATEM). Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Optimierung individueller behandlungsrelevanter Erwartungen mit dem Ziel, die Belastung durch Nebenwirkungen während der Medikamenteneinnahme zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern. Falldarstellungen: Zwei Patientinnen, die im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie am ATEM-Präventionsprogramm teilnahmen, werden vorgestellt. Die Kurzzeitintervention, die eine patientenzentrierte Aufklärung zu Nocebo-Effekten, Ressourcenaktivierung und Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartungen im Umgang mit individuell befürchteten Symptomen umfasst, wurde qualitativ und quantitativ ausgewertet. Erhoben wurden die Behandlungserwartungen vor und nach der Intervention sowie die tatsächliche Nebenwirkungsbelastung und Lebensqualität vor Beginn der Antihormontherapie und im Follow-up nach 3 und 6 Monaten. Beide Patientinnen berichteten, von dem Programm profitiert zu haben, wobei sich unterschiedliche Schlüsselinterventionen zeigten. Bei beiden Patientinnen verbesserten sich die behandlungsrelevanten Erwartungen, verringerte sich die Nebenwirkungsbelastung und steigerte sich die Lebensqualität. Schlussfolgerung: Die psychologische Unterstützung zum Umgang mit befürchteten Nebenwirkungen erwies sich in beiden Fällen als geeignet, um die Belastung durch Krebsbehandlungen zu reduzieren. Die Optimierung von Behandlungserwartungen könnte einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen mit Brustkrebs leisten.