Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz hat Deutschland einen entscheidenden Schritt zur Förderung qualitativ hochwertiger, evidenzbasierter digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs) unternommen. Zugleich besteht in weiten Teilen Deutschlands eine deutliche Versorgungslücke im Bereich psychischer Störungen, von der Kinder und Jugendliche, insbesondere infolge der Corona-Pandemie, besonders stark betroffen sind. DiGAs bieten als niedrigschwellige, orts- und zeitunabhängige therapeutische Angebote eine zusätzliche Möglichkeit, auf diese Unterversorgung zu reagieren. Insbesondere in der heranwachsenden Generation von Digital Natives besteht eine große Nachfrage nach digitalen therapeutischen Angeboten. Trotz des wachsenden DiGA-Angebots für Erwachsene fehlen bisher zugelassene DiGAs für Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen. Die Versorgungsnachfrage wird damit einem unübersichtlichen und unregulierten Markt internet- und mobilbasierter Interventionen überlassen, deren Evidenzbasierung, Sicherheit und Qualität nicht gewährleistet sind. Diese Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage könnte in den spezifischen Herausforderungen und Risiken sowie einem daraus resultierenden geringen Anreiz begründet sein, DiGAs für diese besonders schutzbedürftige Zielgruppe zu entwickeln. Dazu gehören: (1) limitierte Evidenzgrundlage, (2) hohe Komplexität bei der Studiendurchführung, (3) hohe Komplexität bei der Entwicklung, (4) spezifische, wenig erforschte Risiken und (5) hohe regulatorische Anforderungen. In diesem Artikel sollen diese Herausforderungen diskutiert und Perspektiven für eine hochwertige, sichere und evidenzbasierte digitale mentale Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen durch DiGAs aufgezeigt werden.