Der Begriff des chronischen Erschöpfbarkeitssyndroms beschreibt einen Symptomenkomplex, der, häufig in Zusammenhang mit anderen, phänomenologisch überlappenden Beschwerdebildern, seit einigen Jahren kontrovers diskutiert wird. Die Diskussion fokussiert letztlich das Fehlen spezifischer diagnostischer Marker. Im angloamerikanischen Sprachraum hat sich die Bezeichnung "chronic fatigue syndrome" (CFS) etabliert, wobei "fatigue" mit "Müdigkeit" oder "Ermüdung" nur unzureichend übersetzt ist, "Ermüdbarkeit" oder "Erschöpfbarkeit" dagegen dem Gemeinten näherkommen. Die abnorme, bereits geringer Belastung folgende und über einen übermäßig langen Zeitraum anhaltende Erschöpfbarkeit ist das Leitsymptom des CFS.
HistorischesBereits aus dem vorletzten Jahrhundert bekannt ist die Symptomatik der "Neurasthenie", mit der Beard eine Beobachtung umschrieb, nach der es in zeitlichem Zusammenhang mit physischen und emotionalen Stressereignissen zu tiefgreifenden körperlichen oder zumindest somatisch empfundenen Fehlfunktionen kam, für die kein biologisches Korrelat erkennbar war [6], die aber gleichwohl dazu führten, was heute als Berufsunfähigkeit bezeichnet würde. Erst ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts tauchten zusätzliche Begriffe wie "epidemische Neuromyasthenie" und "myalgische Enzephalomyelitis" (ME) auf. Diese beruhten darauf, dass in jeweils kleinen Kohorten eine Infektassoziation gesehen wurde [1,40,76,81]. CFS (USA und Australien) und ME (Großbritannien) werden häufig synonym ge-
ZusammenfassungDas chronische Erschöpfbarkeitssyndrom (CFS) ist ein Symptomenkomplex, der, einem Katalog von Klassifikationskriterien folgend, nach Ausschluss anderer, die chronische abnorme Erschöpfbarkeit evtl. erklärender Erkrankungen die Zuordnung des Beschwerdebildes zu einem CFS zulässt. Dieser "Rahmen" wurde zur Vereinheitlichung der Durchführung wissenschaftlicher Studien konzipiert. Solche Studien erbrachten bisher zahlreiche Hinweise auf mögliche Störungen der komplexen Interaktionen von HPA-Achse, Neurotransmittersystemen und Mediatoren des Immunsystems, jedoch keinen spezifischen diagnostischen Marker. Die bisherigen Forschungsergebnisse zu ¾tiologie und Pathogenese werden ebenso referiert wie die Studien zu möglichen Therapieansätzen.
AbstractChronic fatigue syndrome (CFS) is an illness defined exclusively by a group of symptoms, according to a case definition developed under the leadership of the US Centers for Disease Control and Prevention (CDC). All of the symptoms are nonspecific and occurring in many illnesses. There are no biological markers or any results from other methods which provide a specific diagnostic test for clinical use. However, there is evidence from many studies that alterations within the complex network of HPA axis, neurotransmitter systems and mediators of the immune system play a crucial role for the pathogenesis of CFS. Both these findings and the therapeutic approaches are reviewed.