Die Perzeption von Migration durch Fürsten und Staaten war stets mitgeprägt von sich verändernden Diskursen. Ob Migranten als unerwünscht abgelehnt oder als Bereicherung willkommen geheißen wurden, hing nicht zuletzt auch von der Selbstwahrnehmung des aufnehmenden Staates, seinen politischen Zielsetzungen und den grundlegenden Konzeptionen und Vorstellungen von einer funktionierenden Gesellschaft ab. Im Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts erwiesen sich insbesondere die wirtschaftspolitischen Leitvorstellungen, die man trotz ihrer Diversität unter den Begriffen ›Merkantilismus‹ oder ›Kameralismus‹ zusammenfassen kann, als ausgesprochen förderlich für eine staatliche Migrationspolitik. Zwar lösten die wirtschaftspolitischen Maximen nicht übergangslos und vollständig die Konzepte konfessioneller Homogenität ab, wie die zahlreichen konfessionspolitischen Repressionsmaßnahmen und Ausweisungen bis ins 19. Jahrhundert hinein deutlich machen, doch bildeten sie in vielen Fällen ein Gegengewicht und eine Möglichkeit der Überwindung konfessioneller Einheitsideale. Die Begriffe ›Merkantilismus‹ und ›Kameralismus‹ stehen für eine Vielzahl durchaus unterschiedlicher Theorien und Rezepte in der praktischen Wirtschaftspolitik und Staatsführung, wie sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorherrschend wurden. 1 Ähnlich wie beim eng damit zusammenhängenden Begriff des ›Absolutismus‹ handelt es sich beim ›Merkantilismus‹ um eine Negativprägung, die aus der Rückschau erfolgte, und zwar durch den schottischen Philosophen und Vordenker des Liberalismus Adam Smith (›An Inquiry into the Nature and Causes of