Zusammenfassung
Hintergrund Die Einwilligung ist Voraussetzung für ärztliches
diagnostisches und therapeutisches Handeln. Ein einheitliches Vorgehen bei der
Überprüfung von Einwilligungsfähigkeit gibt es nicht. Für eine strukturierte
Erfassung am weitesten verbreitet ist das MacArthur Competence Assessment Tool
for Treatment (MacCAT-T).
Fragestellung Bei Menschen mit Demenz ist aufgrund der
Erkrankung die Einwilligungsfähigkeit beeinträchtigt. Für die Frage, inwieweit
sich strukturierte Erhebungsverfahren bei Menschen mit Demenz sinnvoll einsetzen
lassen, stellen wir mit einem Schwerpunkt auf das MacCAT-T die Funktion, Stärken
und Schwächen strukturierter Erhebungsverfahren vor und diskutieren Vorschläge
zur Modifizierung und Weiterentwicklung des Tools.
Material und Methode Mittels
der Literaturdatenbank PubMed wurde unter Berücksichtigung der PRISMA
Richtlinien eine systematische Literaturrecherche und -analyse zu Arbeiten
durchgeführt, die seit dem Jahr 2010 veröffentlicht wurden.
Ergebnisse Das
MacCAT-T ist zwar bei verschiedenen Diagnosen valide und reliabel anwendbar,
kann aber die Gedächtnisproblematik bei Menschen mit Demenz nicht umfassend
berücksichtigen. Es erfasst vornehmlich kognitive Funktionen. Entscheidungen
beruhen jedoch auch auf Emotionen, Intuitionen und Werten, die durch das
MacCAT-T nicht erfasst werden. Kommunikative Einschränkungen bei Demenzkranken
werden ausgeblendet.
Schlussfolgerungen Es wird empfohlen, bei Menschen mit
Demenz Informationen in einfacher Sprache zu vermitteln, zu verschriftlichen und
zu visualisieren. Die Entwicklung und Ausarbeitung eines abgestuften Vorgehens
bei der Prüfung von Einwilligungsfähigkeit sind angezeigt. Die dabei zu
bestimmenden Abstufungen des Umfangs und der Tiefe der Prüfung sollten sich am
Schweregrad der kognitiven Störungen, dem Nutzen/Risiko-Verhältnis der
vorgeschlagenen ärztlichen Maßnahme und dem individuellen Profil von affektiven
Funktionen und wertebasierten Prägungen orientieren.