Professor Lutz-F. Tietze zum 65. Geburtstag gewidmet Ein herausragender Vertreter der weit verbreiteten Familie der Guaianolide ist Arglabin.[1] Dieser Naturstoff inhibiert das Enzym Farnesyl-Transferase und verhindert somit die Aktivierung des RAS-Protooncogens, einen Prozess, von dem man annimmt, dass er eine ausschlaggebende Rolle bei 20-30 % aller menschlichen Tumoren spielt. Eine vielversprechende Antitumoraktivität und Cytotoxizität von Arglabin gegen verschiedene Tumorzelllinien (menschliche Tumorzelllinien: IC 50 = 0.9-5.0 mg mL À1 ) konnte ebenfalls gezeigt werden.[2] Arglabin wird aus Artemisia glabella isoliert und anschließend zur besseren Bioverfügbarkeit in das Hydrochlorid des Dimethylaminoaddukts 1 überführt. 1·HCl wurde bereits erfolgreich in Kasachstan zur Behandlung von Brust-, Darm-, Eierstock-und Lungenkrebs eingesetzt. [3,4] Das Grundgerüst des Arglabins besteht aus einem Cycloheptanring mit fünf aufeinander folgenden Stereozentren, an den zwei fünfgliedrige Ringe trans-ständig angegliedert sind. Die daraus resultierende Ringspannung kann durch Ringöffnung des g-Butyrolactons an C-2 abgebaut werden. Deshalb neigt Arglabin auch dazu, Nucleophile bevorzugt an dieser Stelle zu addieren, was für die biologische Aktivität eine wichtige Rolle spielt. [2,5] Die geplante Epoxidierung von 2 in der gezeigten retrosynthetischen Analyse (Schema 1) sollte ohne weitere dirigierende Faktoren bevorzugt von der Oberseite des Tricyclus erfolgen, was zu einer weniger gespannten, aber ungewollten cis-Verknüpfung im Guaiansystem führen würde. Deshalb sollte eine Hydroxygruppe an C-8 eingeführt werden, die ein entsprechendes Epoxidierungsreagens auf die gewünschte Unterseite dirigieren und anschließend die Einführung der Doppelbindung zwischen C-8 und C-9 mithilfe einer Eliminierung ermöglichen sollte.2 sollte ausgehend von 3 durch Allylierung und anschließende Ringschlussmetathese (RCM) zugänglich sein; letztere erfordert einen siebengliedrigen Ringschluss und Bildung einer tetrasubstituierten Doppelbindung. Mithilfe einer von uns entwickelten Strategie zur enantioselektiven Synthese von trans-4,5-disubstituierten g-Butyrolactonen [6,7] sollte die Allylierung von Cyclopropancarbaldehyd 4 durch das chirale Allylsilan 5 somit zum ersten wichtigen Zwischenprodukt 3 führen.Cyclopropancarbaldehyd 8 konnte diastereo-und enantiomerenrein im 50-g-Maßstab in zwei Schritten aus Furan-2-methylester (6) hergestellt werden (Schema 2) -auf analoge Weise wie bereits für dessen Enantiomer beschrieben wurde.[9] Das Allylsilan 11 wurde ausgehend von enantiomerenreinem 9[10] durch trans-selektive Methylcuprat-Addition und anschließende Ni II -katalysierte Kreuzkupplung [11] mit Trimethylsilylmethylenmagnesiumchlorid erhalten. Die durch Trifluorboretherat vermittelte Bildung von 12 erfolgte mit exzellenter doppelter Stereokontrolle, wobei sich das Allylsilan 11 von der entgegengesetzten Seite seines Methylsubstituenten der Carbonylgruppe in 8 in Überein-stimmung mit dem Felkin-Anh-Modell [12]