ZusammenfassungEs werden die Ergebnisse einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten längsschnittlichen Studie zur Kompetenzentwicklung von Psychotherapeut*innen in Ausbildung zusammenfassend dargestellt. Die Studie verfolgte das Ziel, die Entwicklung globaler verfahrensübergreifender Kompetenzen über einen Zeitraum von 3 Jahren zu untersuchen. Der Studie wurde das Kompetenzmodell der Bundespsychotherapeutenkammer zugrunde gelegt, das zwischen fachlichen, interpersonalen und personalen Kompetenzen unterscheidet. Die Kompetenzentwicklung wurde von Psycholog*innen zu Beginn der therapeutischen Ausbildung in kognitiver Verhaltenstherapie (KVT), tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie (TfP) oder Psychoanalyse (PA) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe auf der Grundlage von Selbstberichten, Tests und Fremdauswertungen untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Verbesserung in Fachwissen, Fallformulierung, „healing involvement“ und der affiliativen Kommunikation mit Patient*innen, jedoch eine Stagnation und teilweise Verschlechterung im therapeutischen Arbeitserleben, in der Attributionskomplexität und der Introjektaffiliation. Veränderungen des positiven therapeutischen Arbeitserlebens wurden eher von Aspekten der Ausbildung beeinflusst, während Veränderungen im negativen therapeutischen Arbeitserleben von Aspekten der individuellen Persönlichkeit bestimmt wurden. Veränderungen im Introjekt wurden durch die Bindungsstile der Teilnehmenden erklärt. Die Studie zeigt, dass die erfolgreiche Kompetenzentwicklung durch eine stärkere Förderung globaler Kompetenzen, die als bedeutsam für das Erreichen eines Super-Shrink-Level eingeschätzt werden, ausgebaut werden könnte. Hierbei erscheinen die Aspekte Persönlichkeit und Bindungsstil als wichtige Bereiche der individuellen Förderung und einer Verringerung des ausbildungsbezogenen Stresslevels.