Zusammenfassung
Ziel Erkrankungen des Verdauungssystems wie Morbus Crohn (MC) oder Colitis
Ulcerosa (CU) gehen mit Problemen in der beruflichen Teilhabe einher, machen
aber nur einen kleinen Teil aller Rehabilitationsleistungen der Deutschen
Rentenversicherung (DRV) aus. Die medizinische Rehabilitation ist eine gute
Behandlungsoption, ihre Wirksamkeit hinsichtlich berufsbezogener
Zielgrößen ist jedoch unklar. Ebenso liegen bislang keine
repräsentativen Befunde zur Rückkehr in Arbeit nach einer
gastroenterologischen Rehabilitation sowie zu relevanten Einflussfaktoren vor.
Diese Lücke zu schließen ist Ziel der vorliegenden Analyse.
Methodik Verwendet wurde die Reha-Statistik-Datenbasis der DRV.
Eingeschlossen wurden Rehabilitand*innen, die in 2017 eine medizinische
Rehabilitation aufgrund einer Erkrankung des Verdauungssystems abgeschlossen
haben. Die Analysen wurden für die Gesamtgruppe sowie differenziert nach
den Diagnosegruppen MC, UC, Divertikelkrankheiten (DI) sowie Erkrankungen des
Pankreas (PA) durchgeführt. Berufliche Teilhabe wurde sowohl
über eine monatliche Zustandsvariable bis 24 Monate nach der
Rehabilitation als auch als Quote aller Personen, die nach 12 respektive 24
Monaten im Erhebungsmonat und den 3 vorhergehenden Monaten
sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, operationalisiert.
Für die Analyse der Einflussfaktoren auf stabile berufliche Teilhabe
wurden multiple logistische Regressionsmodelle mit schrittweisem Einschluss,
getrennt für die Quoten nach 12 und 24 Monaten, kalkuliert.
Ergebnisse Insgesamt flossen 8.795 Datensätze in die Analyse ein
(darunter MC: n=1.779, 20%; CU: n=1.438, 16%;
DI: 1.282, 15%; PA: n=761, 9%). Der Altersdurchschnitt
in den Gruppen lag zwischen 44 (MC) und 54 (DI) Jahren, der Anteil der Frauen
zwischen 28% (PA) und 57% (MC). Zwischen 16% (DI) und
32% (PA) der Rehabilitand*innen wiesen Fehlzeiten von 6 und mehr
Monaten im Jahr vor der Leistung auf. Zwei Jahre nach der Rehabilitation lagen
die Rückkehrquoten in Arbeit bei 69% (MC), 71% (CU),
68% (DI) und 58% (PA). Die stärksten Einflussfaktoren
auf stabile berufliche Teilhabe waren die Fehlzeiten und das Entgelt vor
Rehabilitation sowie die Arbeitsfähigkeit bei Aufnahme.
Schlussfolgerung Zwei Jahre nach der Teilnahme an einer
gastroenterologischen Rehabilitation in Deutschland befinden sich 6 bis 7 von 10
Betroffenen in stabiler beruflicher Teilhabe. Relevante Einflussfaktoren auf die
Entwicklung sind Arbeitsunfähigkeit und Entgelthöhe im Vorfeld
der Rehabilitation. Die Ergebnisse unterstützen eine Erweiterung des
Reha-Konzeptes um arbeitsbezogene Aspekte.