Krankheitsangst beschreibt die Angst, an einer ernsten (und potenziell tödlichen) Erkrankung zu leiden. Typische Krankheiten, die Betroffene befürchten, sind Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und degenerative sowie chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Krankheitsängste können im Rahmen verschiedener psychischer Störungen auftreten und repräsentieren häufig auch ein Begleitsymptom von körperlichen Symptomen bzw. Erkrankungen. Krankheitsängste sind zunächst evolutionär begründbare, existenzielle Ängste des Menschendennoch können sie die Qualität einer psychischen Störung von Krankheitswert annehmen. Bereits in antiken Schriften taucht dabei der Begriff "hypochondrium" aufeine Bezeichnung für einen Teil des Körpers, der mit "Gemütskrankheiten" verbunden sein sollte. Die Bezeichnung "Hypochondrie" für stark ausgeprägte Krankheitsängste hat sich über die Jahrhunderte durchgesetzt. Gleichzeitig erleben viele Betroffene diesen Begriff immer noch als stigmatisierend, da er (nicht zuletzt aufgrund des Theaterstücks von Molière) mit der "Einbildung von Krankheiten" in Verbindung gebracht wird. Es soll daher im Folgenden von "pathologischen Krankheitsängsten" gesprochen werden, wenn erhöhte Krankheitsängste im Sinne einer psychischen Störung von Krankheitswert gemeint sind. Auch gegenüber Betroffenen empfiehlt es sich, den deskriptiv neutraleren und informativeren Begriff der Krankheitsangst zu verwenden.Der Bereich der pathologischen Krankheitsängste ist mittlerweile gut erforscht. Es existieren sowohl plausible Modelle der Ätiologie und Pathogenese als auch wirksame Behandlungskonzepte für pathologische Krankheitsängste. Diese sollen im Folgenden dargestellt und durch Informationen über das Störungs-bild sowie die Diagnostik und Epidemiologie ergänzt werden.
Störungsbild pathologischer Krankheitsängste -Vom Merkmal zur Symptomatik
Krankheitsangst als dimensionales MerkmalKrankheitsängste repräsentieren ein dimensionales und in der Allgemeinbevölkerung annähernd normalverteilt auftretendes Merkmal. Das Spektrum reicht von Personen, die sich kaum Gedanken um ihre Gesundheit machen, bis zu Personen, die sich exzessiv mit ihrer Gesundheit und möglichen Krankheiten beschäftigen. Beide Extrembereiche können zu einem gesundheitlichen Risiko führen: Sowohl Personen mit äußerst gering ausgeprägten als auch mit pathologischen (erhöhten) Krankheitsängsten neigen dazu, wichtige Arztbesuche bzw. Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrzunehmen. Am äußersten Spektrum der Krankheitsangst steht der hypochondrische Wahn, bei dem die Krankheitsängste nicht korrigierbar sind.
MerkeKrankheitsangst ist ein dimensionales Merkmal, das von einem fehlenden Krankheitsbewusstsein bis zur pathologischen Krankheitsangst oder sogar dem hypochondrischen Wahn reichen kann.
Symptomatik pathologischer KrankheitsängstePathologische Krankheitsängste sind durch kognitive, affektive, verhaltensbezogene und körperliche Merkmale gekennzeichnet.