Erstbehandlung von Schuss- und Stichverletzungen im Schockraum

Abstract

Das penetrierende Trauma ist mit einem Anteil von 3,8 % in Deutschland insgesamt selten und entspricht 1055 der 29 345 im TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TraumaRegister DGU) im Jahr 2019 erfassten Patienten. Etwa die Hälfte davon entfallen auf Schuss-und Stichverletzungen [1]. Im Vergleich dazu starben in den USA allein im Jahr 2016 insgesamt 38 658 Menschen durch Schusswaffen [2] und diese stellen dort die dritthäufigste verletzungsbedingte Todesursache dar [3]. Die Seltenheit penetrierender Traumata im deutschsprachigen Raum bedingt eine fehlende Routine für die Behandlungsteams in der Klinik. Schuss-und Stichverletzungen sind mit einer hohen Letalität vergesellschaftet. Die Patienten mit Schussverletzungen weisen im Vergleich zu denen mit Stichverletzungen, aber auch im Vergleich mit Verkehrsunfallverletzten eine höhereVerletzungsschwere, größeren medizinischen Ressourcenverbrauch und eine deutlich erhöhte prä-und intrahospitale Letalität auf. Bei beiden Verletzungsmustern werden prähospital deutlich häufiger Maßnahmen zur Blutstillung angewendet als bei Verkehrsunfallopfern (Schuss 36,4 % vs. Stich 58,9 % vs. Verkehr 12,9 %) und auch der Anteil derer, die prähospital innerhalb der ersten 24 Stunden mehr als 6 Erythrozytenkonzentrate (EK) erhalten haben, ist bei den penetrierenden Verletzungen höher (Schuss 14,5 % vs. Stich 14,1 % vs. Verkehr 8,4 %) [4]. Die hohe Letalität der Patienten mit Schussverletzungen ist auf den hohen Anteil von 49,8 % Schädel-Hirn-Traumata in diesem Kollektiv zurückzuführen. 51,7 % der Schussverletzungen in Deutschland haben einen suizidalen Hintergrund als Ursache und betreffen überwiegend den Kopf, was wiederrum die hohe Letalität in diesem Patientenkollektiv erklärt [5].