Zusammenfassung
Hintergrund
Eine dysregulierte Immunantwort, z. B. in der Form eines Zytokinsturmes, einer Störung des Immunglobulinklassenwechsels, eines sog. antikörpervermitteltem Enhancements oder einer aberranten Antigenpräsentation wurde bereits in schweren Krankheitsverläufen von COVID-19 beschrieben.
Ziel der Arbeit
Zur Charakterisierung der COVID-19-Immunantwort wurde die Histomorphologie der Lymphknoten des pulmonalen Abflussgebietes untersucht.
Material und Methoden
Regionale Lymphknoten des pulmonalen Abflussgebiets wurden bei COVID-19-Autopsien asserviert (n = 20). Deren Histomorphologie, SARS-CoV-2-qRT-PCR sowie Genexpressionsanalysen von gängigen Genen der Immunantwort wurden berücksichtigt.
Ergebnisse
Histologisch zeigten sich ein mäßig- bis schwergradiges Ödem mit Kapillarostase, eine erhöhte Anzahl von extrafollikulären Plasmablasten, milde bis mäßige Plasmazytose, vermehrte CD8+-T-Zellen und CD11c/CD68+-Histiozyten mit Hämophagozytoseaktivität. Von 20 Fällen wiesen 18 hypoplastische oder fehlende Keimzentren sowie eine Verminderung der follikulären dendritischen Zellen und follikulären T‑Helferzellen auf. In 14 von 20 Fällen war der qRT-PCR-Nachweis von SARS-CoV‑2 positiv, jedoch zeigte sich nur bei einem einzigen Fall eine immunhistochemische Positivität für SARS-CoV-2-N-Antigene in Sinushistiozyten. In Genexpressionsanalysen war eine erhöhte Expression von STAT1, CD163, Granzym B, CD8A, MZB1 und PAK1, neben CXCL9 zu beobachten.
Diskussion
Die Befunde in den Lymphknoten deuten auf eine dysregulierte Immunantwort bei schweren COVID-19-Krankheitsverläufen hin. Insbesondere impliziert das Ausbleiben der Keimzentrumsreaktion und die vermehrte Präsenz von Plasmablasten eine nur transiente B‑Zellreaktion, welche die Entwicklung einer Langzeitimmunität infrage stellt.