Zusammenfassung
Hintergrund
Die Konfrontation mit medizinischen Extremsituationen gehört für die Notfallmediziner*innen und Notfallpflegenden der zentralen Notaufnahmen zum beruflichen Alltag. Für die betroffenen Patient*innen und deren Angehörige wie auch für das behandelnde medizinische Personal ist das resultierende Belastungspotenzial hoch, bis hin zur potenziellen Traumatisierung.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit untersucht erstmalig die Struktur der klinischen Krisenintervention (KKI) in der klinischen Akut- und Notfallmedizin an deutschen Universitätskliniken. Es werden neben einer Ist-Stand-Evaluation auch Bedarfe und Indikationen aufgezeigt, um prospektiv mögliche Entwicklungen für das wichtige Themenfeld ableiten zu können.
Methodik
Bundesweite multizentrische prospektive Evaluationsstudie.
Ergebnisse
Die Rücklaufquote lag mit 30 von 36 angefragten Einrichtungen bei 83 %. Die Ergebnisse zeichnen erwartungsgemäß kein homogenes Bild zur aktuellen Situation strukturierter klinischer Krisenintervention in deutschen Notaufnahmen. 23 % (n = 7) der Einrichtungen haben kein strukturiertes Angebot zur Unterstützung in krisenhaften Situationen. Dies wird im Wesentlichen durch das Fehlen eines tragfähigen Konzepts, einhergehend mit knappen finanziellen und personellen Ressourcen, begründet. 86 % der Einrichtungen ohne KKI sehen eine strukturierte Krisenintervention in ihrem Bereich als notwendig an. Der größte Bedarf einer zusätzlichen Krisenintervention wird bei Tod bzw. einer schweren Verletzung im Kindesalter beziffert. 77 % (n = 23) der befragten Einrichtungen gaben an, ein strukturiertes Unterstützungsangebot zu haben, welches sich in knapp der Hälfte durch eine komplett eigenständige Organisationsstruktur unter Einbindung im Wesentlichen von Seelsorger*innen und Psycholog*innen auszeichnet.
Diskussion
Aufgrund bislang fehlender Qualitätsstandards und Leitlinien für die klinische Krisenintervention ergibt sich die Notwendigkeit für die Kliniken, entsprechende Strukturen eigenständig zu erarbeiten. Umso wichtiger erscheint es, dass weiter an der Qualität, einer standardisierten Ausbildung und auch einer Erweiterung der individuellen Verfügbarkeiten in den Häusern gearbeitet wird.