ZusammenfassungDie zunehmende soziale und kulturelle Vielfalt der modernen Gesellschaft birgt auch ethische Herausforderungen. Ein besonderes Spannungsfeld entsteht, wenn Konzepte von individueller Freiheit und pluralistischer Gesellschaftsordnung mit den Prinzipien der Medizin im Sinn eines verantwortungsvollen und fürsorglichen Handelns kollidieren. An zwei Beispielen, einmal der religiös motivierten Beschneidung von Jungen und dann der Transidentität wird das Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der Patient*innen und den ethischen Prinzipien der modernen Medizin in den Blick genommen. Bei unserer Analyse wird klar, welche besondere Rolle Ärzt*innen bei der Abwägung der Werte einer pluralistischen Gesellschaftsordnung einerseits und der Prinzipien der Selbstbestimmung, des Nichtschadens, der Fürsorge und der sozialen Gerechtigkeit andererseits zukommt. Bei Akteur*innen im Gesundheitswesen sollten entsprechende Fähigkeiten ausgeprägt sein, um Fragen der Diversität, nicht zuletzt in Bezug auf Religion und auch Geschlechtsidentität, verantwortungsvoll begegnen zu können.