Die etablierte Definition der Grenzlandliteratur versteht diese als Literatur, die den Kampf zweier Nationalitäten im Grenzland schildern, wobei diese Schilderung eine Schwarz-Weiß-Optik aufweist. Von der Tatsache, dass die Opposition guter Deutscher und böser Tscheche in der Grenzlandliteratur nicht ausnahmslos gilt, zeugen Texte, die diesen Konflikt zwar thematisieren, in denen jedoch punktuell gute Tschechen auftauchen und in denen der auktoriale Erzähler ratlos ist, was die Lösung dieses Konfliktes angeht. Am Schluss wird nämlich überraschenderweise keineswegs der (vorläufige) Sieg eines gegen die Tschechen kämpfenden Deutschen gefeiert, was die typischen propagandistischen Grenzlandtexte prägt. Als Beispiel für die Diversität der Grenzlandprosa werden in diesem Beitrag Texte zweier Böhmerwaldautoren untersucht: die Erzählung Die Teichwächterin (1894) von Josef Gangl sowie der Roman In falschen Geleisen (1903) von Anton Schott, in denen vordergründig die Dichotomie unterdrückte Deutsche und unterdrückende Tschechen aufgestellt, dann aber hinterfragt wird.The established definition of literature from the borderland area understands it as a literature that depicts a struggle between two nationalities in the borderland region. This depiction usually embraces black-and-white underpinnings. The fact that the animosity between good Germans and bad Czechs does not apply unconditionally when it comes to borderland literature is evidenced by texts that address this conflict, but in which good Czechs appear occasionally and in which the narrator is at a loss regarding the resolution of this conflict. In the end, surprisingly, the (temporary) victory of a German fighting against Czechs is by no means celebrated, which is typical of propagandist borderland texts. Exemplifying the diversity of borderland prose, this article examines texts by two regional authors from the Bohemian Forest: the story Die Teichwächterin (1894) by Josef Gangl and the novel In falschen Geleisen (1903) by Anton Schott, in which the dichotomy of oppressed Germans and oppressing Czechs is ostensibly established, but then re-examined.