klinikarzt 2005; 34 (12): 359-364 I m Mai 2005 haben die internationale Diabetes-Federation (IDF)und die American Heart Association (AHA) einen gemeinsamen Vorschlag für eine vereinheitlichte Definition des metabolischen Syndroms (MS) vorgestellt (4). Die aktuelle NCEP-III-Definition ("National Centers for Environmental Prediction") zum Beispiel hat den Vorteil der Einfachheit und ist besonders auf das koronare Risiko zugeschnitten (Kasten). Die IDF-Definition wiederum stellt die viszerale Adipositas als conditio sine qua non in den Vordergrund -unter der Annahme, dass dies der wichtigste pathogenetische Faktor für die anderen Komponenten des metabolischen Syndroms sei.
EpidemiologieÜberernährung und mangelnde Bewegung führen weltweit nicht nur zu einer dramatischen Zunahme des Typ-2-Diabetes, sondern parallel dazu zu einem rasanten Anstieg aller Fassetten des metabolischen Syndroms (Kasten). Da sich jedoch bislang keine einheitliche Definition des metabolischen Syndroms durchgesetzt hat, liegen bis heute keine konsistenten Zahlen zu seiner Prä-valenz vor. Einen Eindruck gibt die RIAD 1 -Studie, die sich dieser Frage zumindest in einer Risikopopulation für Diabetes im Alter von 40-70 Jahren angenommen hat (Tab. 1; 16). Bestimmt wurde die Häufigkeitsver-teilung des metabolischen Syndroms in diesem Fall entsprechend den NCEP-III-Kriterien. In den USA fanden Alexander et al. (5) sogar bei jedem zweiten Amerikaner zwischen 50 und 80 Jahren ein metabolisches Syndrom, auch sie legten die NCEP-III-Kriterien zugrunde. Männer, die vier oder fünf Fassetten des metabolischen Syndroms aufwiesen, untersuchten Sattar al. (22) und verglichen die Ergebnisse mit denen bei Männern ohne metabolisches Syndrom. Im Beobachtungszeitraum von 4,9 Jahren wiesen Männer mit metabolischem Syndrom ein 3,7fach höhe-res Risiko für eine koronare Herzerkrankung (KHK) auf als die Vergleichsgruppe. Auch Alexander et al. (5) konnten in der dritten "National Health and Nutrition Examination Survey" (NHANES III) bei Personen mit Diabetes und Merkmalen des metabolischen Syndroms ein signifikant höheres KHKRisiko dokumentieren als bei Patienten ohne metabolisches Syndrom. In der DIG 2 -Studie wurden Daten von über 4 000 Typ-2-Diabetikern erfasst, um das metabolische Syndrom zu charakterisieren (14). Demnach haben über 75% der Typ-2-Diabetiker in Deutschland nach den NCEP-III-Kriterien ein metabolisches Syndrom. Bei der Untersuchung der odds ratios für die Komponenten des Überernährung und mangelnde Bewegung führen weltweit zu einem rasanten Anstieg aller Fassetten des metabolischen Syndroms, das ganz klar eine Hochrisikosituation für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit und eines Diabetes mellitus ist. Schon mit einer Umstellung des Lebensstils -angefangen bei mehr Bewegung bis hin zu einer Umstellung der Ernährung -lassen sich Adipositas, Bluthochdruck, Dyslipidämie (Hypercholesterolämie) und Dysglykämie positiv beeinflussen. Erst wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, sollte man mit der meist umfangreichen medikamentösen Therapie beginnen. De...