Zusammenfassung In der Euroskeptizismus-Forschung ist bislang der Frage nach den öffentlichen und medialen Vermittlungsprozessen, über die sich europakritische Meinungen formieren und Proteste gegen die EU ausweiten, nur wenig Beachtung geschenkt worden. In diesem Artikel soll die sich wandelnde Rolle der Nachrichtenmedien als Generator demokratischer Legitimität exemplarisch am Beispiel der Nachrichtenberichterstattung zur Wahl des Europäischen Parlaments 2014 nachgezeichnet werden. Im Ländervergleich zwischen Deutschland und Groβbritannien wird untersucht, inwiefern die Europaberichterstattung durch einen systematischen Negativitätsbias geprägt wurde. Negativität als Nachrichtenwert fokussiert auf die Fehlleistungen der Politik, Polemiken, Skandale oder Krise. Damit, so wird unterstellt, untergraben die Medien das Vertrauen in die demokratische Politik und ihre Repräsentanten. Die Wirkung von Negativität kann in der Selektion, Rahmung, Verbreitung und Rezeption von EU-Nachrichten nachgewiesen werden. Auf der Grundlage standardisierter Inhalts-und Frameanalyse auf Artikel-Ebene, Sprecher-Ebene und Rezipienten-Ebene kann der Negativitäts-Bias von EU-Nachrichten unterschiedlichen Amplifikatoren (Journalisten, politischen Akteuren und Nachrichtenkonsumenten) zugeordnet und zur Legitimität der Europapolitik im Kontext von demokratischen Wahlen in Bezug gesetzt werden. Von einer Euroskeptizismus-Spirale soll in dem Sinne gesprochen werden, dass sich im Laufe der medialen Kampagne Nachrichtenangebot und Nachfrage an Negativitätskriterien anpassen und gegenseitig in der Delegitimierung des europäischen Integrationsprojekts verstärken.