Vorbild Spannbeton: Glasträger nach Eurocode 2 Eine analogiebetrachtung zwischen Spannglas-und Spannbetonträgern 1 Einführung Was verbindet den visionären Ingenieur Franz Dischinger mit dem Glasbau von heute? "Wenig", möchte man zunächst meinen. Nichtsdestotrotz inspirierte er mit seiner Arbeit zum verbundlosen Spannbeton [1] aktuelle Entwicklungen im Konstruktiven Glasbau. Dabei kann Glas als transparenter Beton beschrieben werden: beide Baustoffe sind sehr druckfest und zeigen im Vergleich dazu eine nur geringe Zugfestigkeit. Darüber hinaus handelt es sich in beiden Fällen um ein sprödes Material -eine Eigenschaft, der im Sicherheitsinteresse mit einer duktilen Bewehrung begegnet wird. Ähnlich einem Stahlbetonträger ist es zunächst denkbar, auch Glas zu bewehren und die Bewehrung im Weiteren mechanisch vorzuspannen, um eine rissauslösende Biegezugspannung zu überdrücken und den Träger planmäßig zu überhöhen. Zusätzlich kann durch diesen Ansatz ein weiterer Lastabtragspfad geschaffen werden, welcher den im Glasbau verpflichtenden Nachweis der Resttragfähigkeit ermöglicht. Solche Konstruktionen werden daher analog als "Spannglasträger" bezeichnet [2]. Im Sinne Richard von Weizäckers: "Geschichte wiederholt sich nicht, vielmehr wiederholt sie ihre Lehren", er-scheint es sinnvoll, die Kenntnisse des Spannbetonbaus analog im Glasbau anzuwenden. Dieser Aufsatz zeigt, dass sich die Bauweise "Spannglasbau" analog dem "Spannbetonbau" entwickelt hat: Nach einer anfänglichen Patentierung wurden erste Bauwerke errichtet und erst anschließend setzte eine umfangreichere Forschung mit Entwicklung anwendungsnaher Berechnungsmodelle ein. Der Glasbau befindet sich derzeit in dem letztgenannten Stadium mit weit angelegten experimentellen Studien zum Tragverhalten von Spannglasträgern unter kurzzeitigen und dauerhaften Lasten sowie unter Temperaturbeanspruchung [2]. Sie schließen die Evaluation der Resttragfähigkeit ein, um mit dem Fazit zu schließen, dass Glasträger in Analogie zu Spannbetonträgern konstruiert werden können.