NSAR nach ERCP für (fast) jeden Patienten!Bisher herrschte keine gute Evidenz, ob Antiphlogistika das Risiko einer Post-ERCP-Pankreatitis reduzieren können. Eine aktuelle Metaanalyse kommt jetzt zu einem eindeutigen Schluss.
Hintergrund und
Gutes Nutzen-/Risiko-Verhältnis für NSAR in der PankreatitisprophylaxeBereits in den 1970er-Jahren wurde Indomethacin im Tierexperiment zur Therapie der Pankreatitis eingesetzt [1]. In kleineren Studien wird seit zirka zehn Jahren immer wieder der prophylaktische E ekt untersucht -mit unterschiedlichen Ergebnissen, die selbst in Metaanalysen nicht immer kongruent waren [2,3]. Au ällig ist die aus unserer Sicht hohe Rate an Post-ERCPPankreatitiden in den meisten der eingeschlossenen Studien (in den Kontrollgruppen teils weit > 10 %). Die Gesamtmortalität innerhalb von 30 Tagen nach ERC beträgt 5,3 %, die ERCPspezi sche Mortalität 0,4 -0,5 %. Die Komplikationsrate sollte heutzutage mit modernen Endoskopen in den Händen erfahrener Untersucher mit den entsprechenden Kanülierungstech-niken deutlich niedriger liegen (PEP-Rate < 5 %). Die vorgestellte Metaanalyse umfasst mit fast 5.000 Patienten eine große, aber heterogene Gruppe, was die Bewertung der Studie nicht einfach macht. Dennoch ist das Ergebnis überzeu-gend: Mit einer NNT, die nur 1/10 der NNT moderner Antikoagulanzien beträgt, und dabei ein deutlich niedriges Risikopro l hat, ist der NSAR-Einsatz in der standardisierten PEP-Prophylaxe angekommen. Aufgrund des niedrigen Risikos (kein Nachweis unerwünschter Ereignisse in den eingeschlossenen Studien) ist ein Verzicht auf die PEP-Prophylaxe mit Indomethacin und Diclofenac obsolet. Nicht zuletzt aufgrund der uneinheitlichen Datenlage ist eine Risikoselektionierung für die Notwendigkeit der Prophylaxe aus unserer Sicht ebenfalls nicht sinnvoll.Mit dem konsequenten Einsatz der PEP-Prophylaxe -und hochqualitativer ERCP-Technik -kann das Risiko einer PEP signi kant reduziert werden; mit geringem Aufwand und niedrigem Risiko. Fazit: Auch wenn die Datenlage nicht einheitlich ist, sollte jeder Patient (ohne Nierenversagen oder anderweitige Kontraindikation), der einer ERCP zugeführt wird, eine PEP-Prophylaxe mit Indomethacin oder Diclofenac erhalten.