Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Die hier vorgelegte Arbeit soll eine aktuelle
Bestandsaufnahme der Kühe der Hinterwälder Rasse in
Baden-Württemberg und in der Schweiz vorlegen. Weiterhin sollen die
Leistungsdaten und die registrierten Abgangsursachen der Hinterwälder
Kühe mit denen der Vorderwälder-, Holstein- und
Fleckviehkühe in Baden-Württemberg über einen
längeren Zeitraum verglichen werden, um mögliche Unterschiede
zwischen Extensiv- und Intensivnutzung aufzuzeigen.
Material und Methodik Über einen Zeitraum von fast 70 Jahren, von
1953 bis 2021, wurden die entsprechenden Dokumentationen der Rinderunion
Baden-Württemberg und deren Vorgängerorganisationen
zusammengetragen und ausgewertet. Auch die Daten der Hinterwälder in der
Schweiz, wo es seit 40 Jahren eine bedeutende Hinterwälder-Population
gibt, wurden berücksichtigt.
Ergebnisse Die Anzahl der Hinterwälder Milchkühe nimmt in
ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Höhenlagen des
Südschwarzwalds stark ab, so dass zu befürchten ist, dass die
Milch-Nutzungsrichtung dort verloren gehen könnte. Die extensive Nutzung
der Hinterwälder für die Fleischgewinnung hat hingegen
zugenommen; sie ist auch in der Schweiz die bevorzugte Nutzungsart. Im Vergleich
mit Vorderwälder-, Holstein- und Fleckvieh-Kühen stieg die
Milchleistung bei Hinterwälder Kühen im Untersuchungszeitraum
nicht wesentlich an, jedoch waren die Gesundheitsdaten, im Besonderen die der
Reproduktion, die der Euter-, Klauen- und Gliedmaßengesundheit sowie der
Langlebigkeit herausragend. Im Vergleich mit den hochleistenden
Milchkühen über die Jahrzehnte wurde deutlich, dass der starke
Anstieg der Leistungen von den Tieren mit einer stetig ansteigenden, hohen
Krankheitsprävalenz und damit zusammenhängend einer zu kurzen
Lebensdauer bezahlt wird.
Schlussfolgerungen und klinische Relevanz Die kleinste Zweinutzungsrasse
Mitteleuropas konnte bisher noch durch die Resilienz der Tierhaltenden, durch
das Engagement privater Organisationen sowie nicht zuletzt durch staatliche
Hilfen überleben. Ihre herausragenden Fitnesswerte machen sie
für künftig wieder vermehrt notwendige, nachhaltige
Haltungsformen bestens geeignet, gerade im Hinblick auf die sich schnell
manifestierende Klimaänderung. Sie und andere Rassen müssen als
wertvoller Genpool weiterhin unterstützt und erhalten werden.