ZusammenfassungDie Infektion mit Kuhpockenvirus (cowpox virus, CPXV) ist eine sporadisch auftretende, meldepflichtige Erkrankung mit zoonotischem Potenzial. Sie wurde in den letzten sechs Jahrzehnten sowohl bei Haustieren (Katze, Hund, Pferd, Rind) als auch bei Zootieren (z. B. Elefant, Nashorn, Okapi) in größerem Umfang beschrieben und erforscht. Dagegen finden sich in der Literatur nur drei Fallberichte über diese Infektion bei Neuweltkameliden (NWK). Ziel dieser Übersichtsarbeit war, den aktuellen Kenntnisstand zum klinischen Erscheinungsbild der CPXV-Infektion bei NWK zusammenfassend darzustellen und mit dem bei anderen Tierarten zu vergleichen. Auch bei Alpaka und Lama erfolgt die Übertragung des Virus bei direktem Tierkontakt oder durch orale Virusaufnahme, wobei Mikroläsionen der Haut oder Schleimhaut als Eintrittspforten für das Virus fungieren. Klinisch kann ein lokal begrenzter, milder Verlauf mit Pusteln oder Krusten der Haut, die auf einzelne Körperbereiche (Kopf, Hals, Gliedmaßen, Perinealbereich) beschränkt bleiben, beobachtet werden. Dem gegenüber steht ein generalisierter, meist letaler Infektionsverlauf mit multifokal bis diffus verteilten Hautläsionen (Papeln, Pusteln, Krusten, ulzerierende Wunden) und Virusreplikation in weiteren Organen. Die Tiere entwickeln unter anderem Konjunktivitis, Stomatitis und Rhinitis gepaart mit unspezifischen Symptomen wie Inappetenz, Apathie und Fieber. Die klinische Manifestation scheint wie bei anderen Pockenvirusinfektionen durch Faktoren, die das Immunsystem schwächen, begünstigt zu werden. Bisher gibt es keinen Hinweis auf NWK-spezifische Besonderheiten in Bezug auf das klinische Erscheinungsbild der CPXV-Infektion. In Hinblick auf das Verständnis der Pathogenese und Epidemiologie dieser Erkrankung, speziell bei NWK, eröffnet sich Raum für weitere Forschung.