Zusammenfassung
Hintergrund Knöcherne Defekte bei Fingerverletzungen und -infekten stellen
durch die engen anatomischen Beziehungen hohe Anforderungen an ihre Behandlung.
Bedingt durch den Unfallmechanismus liegen vielfach kontaminierte und
kompromittierte Weichgewebe vor und setzen einer einzeitigen operativen
Behandlung Grenzen. Vorgestellt werden die langfristigen subjektiven und
funktionellen Ergebnisse nach zweizeitiger Rekonstruktion von knöchernen
Defektverletzungen an Fingergelenken.
Patienten und Methoden Im Zeitraum von 15 Jahren wurden insgesamt 40
Patienten mit 43 Fingern aufgrund einer Defektverletzung an den Phalangen
behandelt. Initial wurde der Finger nach Debridement mit Kirschnerdrähten
stabilisiert. Nach Konsolidierung oder Rekonstruktion des Weichgewebes wurde in
einer weiteren Operation der Knochen durch Interposition eines Beckenkamspans
unter Arthrodese von mindestens einem Fingergelenk rekonstruiert. Bei 9
Patienten traten Komplikationen auf. 25 Patienten mit 27 Fingern konnten im
Median 10,3 Jahre nachuntersucht werden. Erhoben wurde der Bewegungsumfang, die
Länge des betroffenen Fingers und die Kraftentwicklung jeweils im Verhältnis zur
Gegenseite. Neben einer subjektiven Einschätzung des Gesamtergebnisses wurde die
Alltagsfunktion mittels Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand (DASH)
Fragebogen ermittelt.
Ergebnisse Signifikante Unterschiede zur Gegenseite (p<0,05) fanden
sich in der Länge (70 mm; 91,0%) und der Gesamtbeweglichkeit des betroffenen
Fingers (95°; 46,0%), der Handspanne bei Beteiligung des Daumens (202,5 mm;
93,4%) und im Kraftgriff bei Verletzung von einem der dreigliedrigen Fingern
(30 kg; 84,1%). Der DASH-Wert lag bei 4,2 Punkten (0–55,8). Subjektiv waren die
Patienten zu 88% mit dem Behandlungsergebnis zufrieden.
Schlussfolgerung Ein zweizeitiges Vorgehen bei ausgedehnten knöchernen
Defektverletzungen im Fingergelenkbereich unter Arthrodese des Gelenkes ist eine
verlässliche Versorgungsstrategie. Sie ergibt langfristig trotz messtechnisch
signifikanter Unterschiede zur Gegenseite eine subjektiv sehr gute Funktion der
Hand im Alltag.