ZusammenfassungFolter ist weltweit verbreitet, u. a. in Ländern, aus denen Menschen fliehen, um in Deutschland Asyl zu beantragen. Menschen mit Foltererfahrung stellen eine vulnerable Gruppe dar und benötigen eine adäquate Versorgung. Insbesondere beim Erkennen von Personen mit Foltererfahrung kommt dem Gesundheitssystem, v. a. medizinischem Personal in Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete, eine Schlüsselrolle zu. In der Praxis stellt dies häufig eine Herausforderung dar. Ziel dieser Studie war daher, zu untersuchen, ob Trainings zu Folter und Folterfolgen von Ärzt:innen und anderen medizinischen Professionen zu mehr Sicherheit im Umgang mit Menschen mit Foltererfahrung führen, wie das medizinische Personal die eigene Rolle bei der Versorgung von Betroffenen einschätzt, und welche Herausforderungen in diesem Kontext gesehen werden. Die durchgeführten Trainings wurden quantitativ sowie qualitativ ausgewertet. Auf der Basis von Fragebogen wurde ermittelt, ob das Training Auswirkungen auf die Handlungssicherheit bei medizinischem Personal insgesamt und bei den geschulten Ärzt:innen im Speziellen hat. Weiterhin beantworteten die Teilnehmer:innen Reflexionsfragen hinsichtlich Anwendbarkeit der Trainingsinhalte, Rollenverständnis und bestehenden Schwierigkeiten. Nach dem Training fühlten sich die Teilnehmer:innen insgesamt signifikant sicherer im Umgang mit Menschen mit Foltererfahrung als vor dem Training, wobei sich für die geschulten Ärzt:innen kein signifikanter Unterschied ergab. Die eigene Rolle bei der Versorgung von Menschen mit Foltererfahrung wurde als wichtig bewertet. Allerdings ergab sowohl die quantitative als auch die qualitative Auswertung, dass sich die Teilnehmer:innen in der Praxis mit großen Schwierigkeiten, die politischer und struktureller Lösungen bedürfen, konfrontiert sehen.