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Es ist sicherlich keine unhaltbare These, wenn man behauptet, dass ein Großteil dessen, was uns in audiovisuellen Medien begegnet, anthropomorphe und/oder anthropophone Motive sind. Gemeint sind damit sich als menschlich oder menschenähnlich ausnehmende Formen, Töne und Gestalten -wie etwa Figuren im Film, Talking-Heads im TV, Radiomoderator:innen im Rundfunk, CGI-Charaktere im Computerspiel oder andere Personen aus Pixeln -die sich auf Bildschirmen und Leinwänden, in Lautsprechern und Kopf hörern formieren und die wir in der Regel von Kontur und Klang her als menschlich identifizieren. Geht man ins Kino, schaltet man durchs Fernsehprogramm, hört man Radio und Podcasts oder bewegt sich durch Online-Video-Portale und Videospiele, so gewinnt man den Eindruck, dass in Bewegtbild-und Tonmedien nahezu keine Sekunde vergeht, in der nicht ›jemand‹ spricht und/oder zu sehen ist. Ein kleiner Selbstversuch in dieser Hinsicht offenbart: Von 30 Minuten wahllosem Zappen durch das Fernsehprogramm an einem Montagnachmittag sind in 29:21 Minuten Menschen zu sehen; bei der Sichtung von 30 Minuten Material aus einem spontan angeklickten Sample von Filmen an einem Dienstagabend bei Netf lix sind 28:04 Minuten menschliche Gestalten im Bild und/oder zu hören; 30 Minuten Radio an einem Mittwochmorgen belaufen sich (inkl. Gesangsstimmen) auf 28:57 Minuten menschlicher Lautäußerung; ein Blick auf die YouTube-Startseite zeigt an einem beliebigen Donnerstag in 86 von 92 der dort präsentierten Standbilder menschliche Gesichter, Körper oder Körperteile (anthropomorphe Tiere und Avatare eingerechnet); und klickt man sich an einem Freitagmorgen auf Twitch 30 Minuten lang durch allerlei Let's-Play-Videos, so zeigen die Computerspielansichten hier ebenfalls in 27:24 Minuten anthropomorphisierbare und menschlich tönende Avatare (oder zumindest [Körper]Teile von ihnen). Das sind zwar keine empirisch repräsentativen Daten, jedoch sollte der Eindruck einer intersubjektiv-intuitiven Überprüfung standhalten. 124 Foucault jedenfalls sieht diesen Schlaf als nicht ganz unproblematischen Modus an, sodass der ›Untergang des Menschen‹ hier zum gerade deswegen herbeigesehnten ›Weckruf‹ wird.: »Allen, die noch vom Menschen, von seiner Herrschaft oder von seiner Befreiung sprechen wollen, all jenen, die noch fragen nach dem Menschen in seiner Essenz, jenen, die von ihm ausgehen wollen, um zur Wahrheit zu gelangen, jenen umgekehrt, die alle Erkenntnis auf die Wahrheiten des Menschen selbst zurückführen, allen, die nicht formalisieren wollen, ohne zu anthropologisieren, die nicht mythologisieren wollen, ohne zu demystifizieren, die nicht denken wollen, ohne sogleich zu denken, daß es der Mensch ist, der denkt, all diesen Formen linker und linkischer Reflexion kann man nur ein philosophisches Lachen entgegensetzen -das heißt: ein zum Teil schweigendes Lachen« , 413). 27 Siehe dazu auch ausführlicher Abschnitt 2.3.2. 28 Zur Anthropozentrismuskritik des frühen 20. Jahrhunderts (vor allem im Kontext der Etablierung der Philosophischen Anthropologie) siehe z. B. Str...
Es ist sicherlich keine unhaltbare These, wenn man behauptet, dass ein Großteil dessen, was uns in audiovisuellen Medien begegnet, anthropomorphe und/oder anthropophone Motive sind. Gemeint sind damit sich als menschlich oder menschenähnlich ausnehmende Formen, Töne und Gestalten -wie etwa Figuren im Film, Talking-Heads im TV, Radiomoderator:innen im Rundfunk, CGI-Charaktere im Computerspiel oder andere Personen aus Pixeln -die sich auf Bildschirmen und Leinwänden, in Lautsprechern und Kopf hörern formieren und die wir in der Regel von Kontur und Klang her als menschlich identifizieren. Geht man ins Kino, schaltet man durchs Fernsehprogramm, hört man Radio und Podcasts oder bewegt sich durch Online-Video-Portale und Videospiele, so gewinnt man den Eindruck, dass in Bewegtbild-und Tonmedien nahezu keine Sekunde vergeht, in der nicht ›jemand‹ spricht und/oder zu sehen ist. Ein kleiner Selbstversuch in dieser Hinsicht offenbart: Von 30 Minuten wahllosem Zappen durch das Fernsehprogramm an einem Montagnachmittag sind in 29:21 Minuten Menschen zu sehen; bei der Sichtung von 30 Minuten Material aus einem spontan angeklickten Sample von Filmen an einem Dienstagabend bei Netf lix sind 28:04 Minuten menschliche Gestalten im Bild und/oder zu hören; 30 Minuten Radio an einem Mittwochmorgen belaufen sich (inkl. Gesangsstimmen) auf 28:57 Minuten menschlicher Lautäußerung; ein Blick auf die YouTube-Startseite zeigt an einem beliebigen Donnerstag in 86 von 92 der dort präsentierten Standbilder menschliche Gesichter, Körper oder Körperteile (anthropomorphe Tiere und Avatare eingerechnet); und klickt man sich an einem Freitagmorgen auf Twitch 30 Minuten lang durch allerlei Let's-Play-Videos, so zeigen die Computerspielansichten hier ebenfalls in 27:24 Minuten anthropomorphisierbare und menschlich tönende Avatare (oder zumindest [Körper]Teile von ihnen). Das sind zwar keine empirisch repräsentativen Daten, jedoch sollte der Eindruck einer intersubjektiv-intuitiven Überprüfung standhalten. 124 Foucault jedenfalls sieht diesen Schlaf als nicht ganz unproblematischen Modus an, sodass der ›Untergang des Menschen‹ hier zum gerade deswegen herbeigesehnten ›Weckruf‹ wird.: »Allen, die noch vom Menschen, von seiner Herrschaft oder von seiner Befreiung sprechen wollen, all jenen, die noch fragen nach dem Menschen in seiner Essenz, jenen, die von ihm ausgehen wollen, um zur Wahrheit zu gelangen, jenen umgekehrt, die alle Erkenntnis auf die Wahrheiten des Menschen selbst zurückführen, allen, die nicht formalisieren wollen, ohne zu anthropologisieren, die nicht mythologisieren wollen, ohne zu demystifizieren, die nicht denken wollen, ohne sogleich zu denken, daß es der Mensch ist, der denkt, all diesen Formen linker und linkischer Reflexion kann man nur ein philosophisches Lachen entgegensetzen -das heißt: ein zum Teil schweigendes Lachen« , 413). 27 Siehe dazu auch ausführlicher Abschnitt 2.3.2. 28 Zur Anthropozentrismuskritik des frühen 20. Jahrhunderts (vor allem im Kontext der Etablierung der Philosophischen Anthropologie) siehe z. B. Str...
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