Entwicklungen und Fortschritte in Gefäßchirurgie und Geriatrie verlaufen bis dato weitgehend unabhängig voneinander; auch im klinischen Alltag der Krankenversorgung gibt es bislang – anders als bei der Alterstraumatologie – kaum Überschneidungen und Synergismen. Dabei wären interdisziplinär umgesetzte geriatrische Konzepte bei der individualisierten Indikationsstellung, Therapiewahl und Prognoseabschätzung in der Gefäßchirurgie sicherlich hilfreich, v. a. bei hochaltrigen Patienten (85+ Jahre). Geriatrische Begrifflichkeiten wie biologisches Alter und Funktionalität sind dabei kein alleiniges Spiegelbild des Gefäßstatus, sondern schließen neben weiteren organspezifischen Komponenten (z. B. Immunologie, muskuloskelettales System etc.) v. a. auch die psychisch-neurokognitive Domäne und sozialmedizinische Kontextfaktoren ein. Eine Beschränkung auf das kalendarische Alter, den Gefäßstatus oder auch schlagwortartige geriatrische Surrogatparameter wie Frailty wird dabei der gesundheitlichen Charakterisierung von alten Menschen nicht gerecht. Im vorliegenden Artikel werden die Gedankengänge an der Schnittstelle zwischen Gefäßchirurgie und Geriatrie am Beispiel des Bauchaortenaneurysmas (BAA) und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) vertieft.