Es ist noch nicht so lange her, dass Frauenleben mit "Kinder, Küche und Kirche" assoziiert wurde. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert machten sich Frauen über diese Zuweisung lustig und kreierten die Etikettierung um in "Karriere, Kleider und Kerle". Geschlechtsspezifi sche Zuschreibungen, Normen, Bilder und Stereotype beeinfl ussen nach wie vor viele Lebensbereiche, doch die aktuellen Debatten verweisen auch auf Wandlungen sowie auf Irritationen und Dynamiken im Geschlechterverhältnis. Frauen erfüllen längst nicht mehr alle Erwartungen an traditionelle soziale Aufgaben-und Rollenzuweisungen. Die damit verbundenen Irritationen im Beziehungsgefüge führen nicht selten zu Beendigungen von Beziehungen. Die Chance, Geschlechtergleichheit in allen sozialen Lebenswelten umzusetzen, bedarf zur Realisierung verschiedener Strategien.Hervorgerufen durch Forderungen nach Quoten als politischer Strategie, insbesondere für Frauen in Führungspositionen, wird gegenwärtig die Entwicklung von gleichen Chancen von Frauen und Männern in Beruf und Familie öffentlich immer wieder neu aufgeworfen. Während das Beharren von Männern auf Karriere und Macht andauert, machen Frauen heute ebenfalls Karriere, eine Heirat steht nicht mehr an erster Stelle.Die eher wenigen Karrierefrauen, von den Medien gern in Szene gesetzt, täuschen manchmal darüber hinweg, dass Karriere für das weibliche Geschlecht nicht so selbstverständlich ist. Spitzenkarrieren sind das eine, doch es gibt auch die mittleren und kleinen Karrieren und die, die scheitern. Und es gibt offensichtlich nach wie vor eine Entscheidung von Frauen zwischen Karriere und Familie. Dies drückt auch die Aussage von Anne-Marie Slaughter aus -im Spiegel im Juli 2012 zitiert -"Why Women Still Canʼt Have It all!" Darüber hinaus existieren auch Doppelkarrieren. Alles scheint heute möglich zu sein. Die Frage ist: für wen?Traditionell wurden berufl iche Karrieren dem männlichen Geschlecht zugeschrieben. Karrieren werden gemacht -doch selten allein. Im berufl ich-organisatorischen Bereich stehen im Hintergrund diejenigen, die die Karrieren ihrer MitarbeiterInnen steuern und lenken bzw. managen. Im häuslich-organisatorischen Bereich stehen im Hintergrund diejenigen, die ihre Ressourcen dafür bereitstellen. Elisabeth Beck-Gernsheim sprach von Eineinhalb-Personen-Karrieren, um auszudrücken, dass die Zuarbeit der Ehefrauen für die Karriere ihrer Ehemänner selbstverständlich mitgedacht und mitgenutzt wird. Karrieren sind also generell abhängig von Fachkulturen, die die Lebenswelt als Umwelt mit einbeziehen, sie scheinen vorgezeichnet. Daher sind die sozialen Räume bzw. Horizonte der Lebenswelten mitzudenken, damit Karrieren in ihrer Komplexität für die Analyse erfasst werden können und praktisch auch gelingen. 1 Die Idee zu diesem Schwerpunktheft geht auf eine Ringvorlesung zum Thema "Karrieren und soziale Welten" des Essener Kollegs für Geschlechterforschung zurück, die von Amalie Fößel und Anne Schlüter konzipiert und mit Unterstützung von Maren Jochimsen als Geschäftsführerin des Kollegs durchgef...