3O r i g i n a l a r b e i t Zusammenfassung Durch Fortschritte in der modernen reproduktionsmedizin ist es Frauen heute möglich, auch nach der Menopause mit eigenen eizellen schwanger zu werden. Damit wird die Fortpflanzung im homologen System auch im Alter zu einer realistischen Option. Gegen derartige späte Schwangerschaften gibt es vielfältige Argumente, die vor allem auf mögliche Schädigungen aufgrund des hohen Alters der Mutter verweisen. Maßnahmen der Anti-Aging-Medizin zum Erhalt bzw. zur Verbesserung der kognitiven und physischen Leistungsfähigkeit im fortgeschrittenen Alter könnten diese Einwände gegen den Einsatz von Reproduktionstechniken nach der Menopause entkräften. Der Beitrag geht der Frage nach, wie erstrebenswert postmenopausale Schwangerschaften unter diesen Voraussetzungen eigentlich sind. Es wird die These vertreten, dass eine Schadensargumentation für eine ethische Bewertung allein nicht ausreichend ist, sondern auch Überlegungen zu Status und Authentizität des Kinderwunsches, zum Selbstverständnis der Medizin, zur Autonomie der Betroffenen sowie zur Natürlichkeit der Lebensführung berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus zeigt sich, wie Entwicklungen in zwei spezifischen Anwendungsbereichen (Anti-Aging-und Reproduktionsmedizin) in einer gemeinsamen Betrachtung zusammengeführt und mit Gewinn für allgemeinere medizinethische Überlegungen bewertet werden können.Schlüsselwörter anti-aging-Medizin · reproduktionsmedizin · Postmenopausale Schwangerschaft · Kinderwunsch im Alter · Autonomie · Natürlichkeit · Selbstverständnis der Medizin Abstract Background and problem Assisted reproduction technologies -especially egg freezing -offer women the possibility to become pregnant after menopause. Most arguments against postmenopausal motherhood highlight the potential harm for the women involved, the child, and society in general. But these arguments will lose their power when anti-aging medicine is developing successfully: its aim is to decelerate the process of cognitive and physical aging and to postpone arising impairments. As a result, women in their fifties or sixties might be as healthy as a 40-year-old woman today. Therefore, to evaluate postmenopausal motherhoods, one has to broaden the scope: arguments of harm are not sufficient. Arguments and conclusion One needs to reflect on the normative force of human nature and its life-cycles, the authenticity of the wish for a child in later life stages, as well as the role and goals of medicine in such cases. This paper shows how advances in anti-aging medicine and reproduction medicine should be evaluated in a common approach: such a new, combined perspective helps rethinking ethical deliberating.