Zusammenfassung
Hintergrund Chronische Niereninsuffizienz (CKD) ist in der Bevölkerung ab einem Alter von 40 Jahren genauso verbreitet wie Diabetes oder koronare Herzkrankheit. Obwohl eine CKD das Risiko für Folgeerkrankungen oder vorzeitigen Tod erhöht, wissen Patienten oft nichts von ihrer Erkrankung. In einer Auswertung deutscher Daten war die Unkenntnis über eine CKD bei Frauen größer als bei Männern.
Methode Es wurden Baseline-Daten aus dem Jahr 2010 von 3305 CKD-Patienten aus deutschen Kohortenstudien und Registern ausgewertet. Eine CKD der Stadien 1–4 war nach veröffentlichten Leitlinien definiert. Das Patientenwissen über eine CKD wurde über Selbstauskunft kodiert. Der Anteil von Patienten ohne Wissen über eine CKD sowie die geschlechtsspezifische Anteilsdifferenz (jeweils mit 95 %-Konfidenzintervall) wurde nach CKD-Stadien und weiteren Komorbiditäten berechnet. Darüber hinaus wurde die Prävalenz-Ratio (PR) für die Nichtkenntnis einer CKD für Frauen im Vergleich zu Männern grob und nach Alter und weiteren Risikofaktoren adjustiert geschätzt.
Ergebnisse In den Subgruppen nach Alter, CKD-Stadium und Komorbiditäten wussten Frauen seltener von ihrer CKD als Männer. Der Anteilsunterschied im Wissen um eine CKD stieg mit höherem CKD-Stadium an und betrug im Stadium 4 21 Prozentpunkte (7,6; 34,6) zuungunsten der Frauen. Bei Patienten mit einer CKD im Stadium 3b und Bluthochdruck Grad 2 wussten 61 % der Frauen nichts von ihrer Erkrankung, verglichen mit 45 % der Männer. Das PR für die Unkenntnis einer CKD für Frauen im Vergleich zu Männern im voll-adjustierten Modell stieg von 1,08 (1,00; 1,16) bei einer CKD 3a auf 1,75 (1,14; 2,68) bei einer CKD im Stadium 4.
Folgerung Frauen wissen in allen untersuchten Subgruppen seltener von ihrer CKD als Männer. Der Geschlechtsunterschied besteht unabhängig von allen untersuchten Einflussfaktoren. Mögliche Ursachen sind unbewusste geschlechtsbezogene Unterschiede in der Versorgung (gender bias) oder in der Patient-Arzt-Kommunikation.