Zusammenfassung
Hintergrund Einheitliche Empfehlungen für stationäre und
ambulante Physiotherapie bei Frühgeborenen fehlen in Deutschland. Ziel
dieser Studie war die Untersuchung der Verordnungspraxis deutscher
Perinatalzentren. Werden standardisierte Assessments zur Indikationsstellung
genutzt? Welchen Stellenwert nimmt das General Movements Assessment in der
postnatalen Diagnostik ein?
Methodik Online-Befragung der deutschen Perinatalzentren mit 21 Fragen zur
Indikationsstellung und Verordnungspraxis für stationäre und
ambulante Physiotherapie in der Versorgung Frühgeborener, sowie den
Kenntnissen zum General Movements Assessment und deren klinische Anwendung via
Lime-Survey.
Ergebnisse 81% der Teilnehmer empfehlen indikationsbasiert
„immer“ oder „häufig“ stationäre
Physiotherapie für Frühgeborene, 53% empfehlen
„immer“/„häufig“ ambulante
Therapie. Die Indikationsstellung erfolgt v. a. bei diesen Symptomen
(N=344) und Diagnosen (N=273) (Mehrfachnennungen): Hypotonie
(94%), Tonusregulationsstörung (92%), neurologische
Auffälligkeiten (97%) und Hirnschädigungen
(94%). Standardisierte Testungen nutzen 41% der Teilnehmer. Das
General Movements Assessment ist in 87% der Zentren bekannt, 11%
setzen sie mehrmals in der Woche, 17% mehrmals im Monat zur
Indikationsstellung ein.
Schlussfolgerung Physiotherapie wird bei Frühgeborenen
häufig verordnet. Die Indikationsstellung erfolgt primär nach
Symptom- oder Krankheitsbild, weniger anhand standardisierter Testverfahren. Das
General Movements Assessment ist eine weithin bekannte, jedoch klinisch noch
nicht allgemein eingesetzte Methode.