In den letzten Jahrzehnten ist der Besuch einer Kindertagesstätte (Kita) Teil der Normalbiografie von Kindern in Deutschland geworden. Das wirft die Fragen auf, welche Beziehungskonstellationen heute zwischen Kindern, Eltern und frühpädagogischen Fachkräften existieren, und wie das Verhältnis zwischen Kita und Familie professionalisiert gestaltet werden kann. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Ergebnisse eines Dissertationsprojekts, das sich diesen Fragen in praxeologisch-wissenssoziologischer Perspektive gewidmet hat. Die empirische Basis bilden sechs videografierte Elterngespräche in Kitas sowie fünf audiografierte Gruppendiskussionen von Kita-Teams. Anhand der Rekonstruktionen lassen sich verschiedene Grundtypen von Organisationsmilieus in Kitas unterscheiden: intervenierende und responsive. Der Unterschied zwischen den beiden Grundtypen besteht darin, dass in der Interaktion der Beteiligten unterschiedliche diskursethische Prinzipien relevant gemacht werden. Die größere Möglichkeit zur autonomen Selbstentfaltung der beteiligten Akteur:innen in responsiven Organisationsmilieus wird als Merkmal eines höheren Professionalisierungsniveaus interpretiert.
SchlagwortePädagogik der frühen Kindheit, Bildungs-und Erziehungspartnerschaft, Interaktion, Videoanalyse, Dokumentarische Methode In den letzten Jahrzehnten kam es in Deutschland zu einer "beispiellosen Expansion im Sektor der Kindertagesbetreuung" (Neumann 2018, 163). Aktuelle Zahlen zeigen, dass dennoch auch heute noch der Betreuungsbedarf das vorhandene Angebot übersteigt und weiter zunimmt (BMFSFJ 2020). Der überwiegende Anteil der Kinder wird in Kindertagesstätten (Kitas) betreut (Statistisches Bundesamt 2020). Somit ist der Besuch einer Kindertagesstätte Teil der Normalbiografie von Kindern in Deutschland geworden, und Kinder verbringen heute mehr Zeit in der Obhut frühpädagogischer Fachkräfte. Das deuten Kindheitsforscher:innen