Genomic Imprinting (genomische Prägung) – die unterschiedliche Expression von maternal und paternal vererbten Genen – wurde als ein faszinierendes Beispiel für die Kontrolle der Genexpression durch epigenetische Prozesse im menschlichen Körper entdeckt. Es betrifft etwa 100 Gene, die oft an der Steuerung von Wachstum und Entwicklung beteiligt sind. In diesem Aufsatz diskutieren wir die Mechanismen, die zur Erzeugung von geschlechtsspezifischen Imprints in Form von DNA‐Methylierungsmustern führen, ihre Erhaltung während des Wachstums und der Entwicklung des Organismus und die Prozesse, welche die elterlichen Imprints in eine monoallelische Genexpression umsetzen. Wir diskutieren die geschlechtsspezifische, dimorphe Natur von Imprints aus evolutionärer Sicht und präsentieren das vorherrschende Modell, dass molekulare Prägung in einem Interessenskonflikt zwischen den Eltern vermittelt, der in lebendgebärenden Tieren auftritt. Abschließend fassen die Relevanz dieses Vorgangs für die menschliche Gesundheit zusammen.