Zusammenfassung
Hintergrund
Mädchen und Frauen sind häufiger von Kopfschmerzen betroffen als Jungen und Männer. Der Einfluss des Geschlechts auf die Wirksamkeit von Kopfschmerztherapien ist bisher kaum untersucht. Wir prüften geschlechterspezifische Unterschiede im ambulanten multimodalen Dresdner Kinder- und Jugendkopfschmerzprogramm DreKiP.
Methoden
140 Patienten mit primären Kopfschmerzen wurden in einem 15-stündigen strukturiertem Gruppenprogramm behandelt. Zu Beginn des Programms (T0) sowie 6 (T1) und 12 Monate (T2) nach dem Ende wurden Daten zu kopfschmerzbedingter Einschränkung der Alltagsfähigkeit (PedMIDAS), Kopfschmerzfrequenz, -intensität und schmerzbedingter Alltagseinschränkung (P-PDI) erhoben. Retrospektiv wurden diese Daten für Mädchen und Jungen getrennt analysiert.
Ergebnisse
Von 91 Patienten (9–19 Jahre, Median = 15; 71,4 % weiblich) lagen Daten für mindestens zwei Messzeitpunkte vor.
Mädchen zeigten zu allen Zeitpunkten eine signifikant höhere Kopfschmerzfrequenz als Jungen (Mediane Kopfschmerztage/letzte 3 Monate zu T0: ♀ 43, ♂ 20; T1: ♀ 32, ♂ 12; T2: ♀ 28, ♂ 9) sowie eine numerisch höhere kopfschmerzbedingte Alltagseinschränkung. Es zeigten sich signifikante Effekte über die Zeit mit Abnahme der Kopfschmerzfrequenz (F (2,88) = 5,862; p = 0,004) und Verbesserung der Alltagsfunktion (F (2,92) = 5,340; p = 0,006).
Eine geschlechtsspezifische Therapieantwort zeigte sich nicht.
Diskussion
Therapieinhalte des DreKiP zeigten bei Mädchen und Jungen mit primären Kopfschmerzen Effekte. Höhere Kopfschmerzfrequenzen und Alltagseinschränkung bei Mädchen können vor allem hormonelle, aber auch psychosoziale Ursachen haben und sollten in Edukationsmaßnahmen aufgegriffen werden.