Seit einiger Zeit haben die Debatten um Identitätspolitiken (wieder) eine neue Aktualität erlangt. Politisch befinden wir uns in einer Zeitperiode, in der rechte Parteien in Europa und den USA einen erneuten Aufschwung erfahren. In Österreich hat es die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) kurzzeitig bis in die Regierung geschafft, die Alternative für Deutschland (AfD) ist in allen deutschen Landtagen vertreten, in Frankreich stand bei den letzten Präsidentschaftswahlen Marine Le Pen in der Stichwahl, Donald Trump war vier Jahre lang Präsident der USA, Jair Bolsonaro regiert in Brasilien, in Polen die PiS-Partei und in Ungarn Viktor Orbán. Der französische Philosoph Didier Eribon sieht einen Grund für den Aufstieg der Rechten in der Unfähigkeit der Arbeiter*innenparteien, authentische Identifikationsfolien anzubieten. 1 Foucault sagte den Niedergang der Sozialdemokratischen Parteien, wie wir ihn aktuell in vielen Ländern in Europa erleben, bereits 1978/79 voraus: Mit dem Auftreten des Neoliberalismus hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) begonnen, am »Spiel der Gouvernementalität« teilzunehmen, 2 und verabschiedete sich schließlich gänzlich vom keynesianischen Modell. 3 Die Rechte hingegen vermag -und das ist mittlerweile vielfach untersucht -die Menschen durch Identitätspolitiken an sich zu binden. 4 Ruth Wodak beispielsweise analysiert einen rechten Populismus, der, getrieben von einer Politik mit der Angst, die Menschen als eine Gemeinschaft anruft. 5 Diese Anrufungen